Heimkino-Tipp: „Lady Bird“ (2017)

Die Crux die Adoleszenz
Das Genre des amerikanischen Teenie-Films, so es denn diese Schublade überhaupt gibt, hat seit jeher viel ertragen müssen. Oft reduziert auf das hormongesteuerte Aufführung die Protagonisten, pendelt die Thematik vornehmlich unter peinlicher Sexklamotte und schwerfälliger Melancholie.

Dass es auch ungleich geht, beweist die Tragikomödie „Lady Bird“. Sie erzählt von einem 17-jährigen Mädchen, das davon träumt, ihrem in ihren Augen engstirnigen Elternhaus zu entkommen und Außergewöhnliches zu erleben. Dabei gerät sie jederzeit wieder mit ihrer Mama aneinander, die trotz ihrer Strenge nur eines hinein Sinn hat: ihrem Kind jede Wege in beliebig glückliches Leben zu eröffnen.

Auf die Leinwand gebracht hat diese Erzählung die Aktrice Greta Gerwig, die momentane Liebling des amerikanischen Independent-Films, die mit diesem Fabrik ihr Debüt als Langfilm-Regisseurin vorlegt. Ihre Handschrift ist dabei unverkennbar, spielt sie doch auch in ihren eigenen Rollen oftmals Frauenfiguren, die jederzeit beliebig kurz bisschen neben die Spur agieren, mit ihrer entwaffnenden Natürlichkeit gleichwohl schnell Begeisterung wecken – so gesehen u.a. in „Frances Ha“, „Lola gegen den Rückstand die Welt“, „Mistress America“ und „Maggies Plan“. Nun ist sie hinter die Fotokamera gewechselt, verfilmte mit „Lady Bird“ beliebig eigenes Drehbuch – und durfte sich selbst sogleich aufwärts fünf Oscar-Nominierungen freuen.

Je eine davon erhielten Hauptdarstellerin Saoirse Ronan alias Christine alias Lady Bird, und Laurie Metcalf, die Christines Mama Marion gibt. Ein bemerkenswertes Duo, das sich selbst wahlweise anfaucht, annähert, emotional diskutiert oder mit Schweigen straft. Eine wahre Hassliebe also, die Gerwig sowohl witzige als auch ernste Momente abgewinnt und so den annähernd minütlich wechselnden Gemütszustand eines pubertierenden Teenagers punktgenau beschreibt.

Gerwigs Trumpf: Ihr gelingt es, für beide Seiten Verständnis zu wecken – wer beim Zuschauen zusammen mit die genervten Lady Bird die Augen verdreht, wird ebenso den Argumenten die Mama kopfnickend zustimmen. „Lady Bird“ ist beladen von Momenten, die aus die Sicht eines Teenagers von epochaler Bedeutung sind, nicht wissend, wie viele davon hinein weiteren Leben noch folgen werden. Diese Naivität und Erwartungshaltung ans Erwachsensein dürfte jeder wiedererkennen. Sich gleichwohl nicht darüber lustig zu machen, ist die große Arte dieses Films. Wenn Christine später und später hell wird, dass ihre Vorstellung vom „Anders-sein-als-der-Rest“ gar nicht so besondere ist und eher das Gemeinplatz erfüllt, interpretiert Gerwig dies nicht als Scheitern, vielmehr als liebevolles Bekenntnis zu Lady Birds (und ihrer persönlichen) Heimat Sacramento, aus die anfangs jede aufgrund des Provinzcharakters fliehen wollen, sie später direkt deswegen gleichwohl umso mehr schätzen.

Wie Gerwig die hier gezeigten Qualitäten als Filmemacherin auch in ungleich Genres übertragen kann, wird sich selbst hoffentlich in den nächsten Jahren zeigen. Mit „Lady Bird“ hat sie schon einen wunderbaren Start hingelegt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film u.a. in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und diverse Untertitel. Als Extras gibt es einen Audiokommentar und beliebig Making of. „Lady Bird“ erscheint bei Universal Pictures Germany GmbH und ist seit 23. August 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Universal Pictures)

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