Heimkino-Tipp: „Joe“ (2013)

Interesse eingeschaltet einer Fahrt zum Eind die Nahrungskette die amerikanischen Gesellschaft? Dann ist „Joe“ von David Gordon Green direkt das Richtige: Ein Porträt von Menschen, die mit harter Projekt trotzdem bisschen Perspektiven fernab die hippen Großstädte ihrem Alltag nachgehen und dabei wortwörtlich ums Überleben kämpfen.

Im US-Independent-Kino gibt es stets wieder cineastische Perlen, die ihre Geschichten in diesem Umfeld sagen und beliebig Amerika präsentieren, das von Besitzlosigkeit und rauen Charakteren geprägt ist. Kelly Reichardts „Wendy and Lucy“ (2008), das vierfach Oscar-nominierte „Winter’s Bone“ (2010) und in Ansätzen auch die düstere Thriller „Prisoners“ aus dem vergangenen Erdenjahr springen ins Gedächtnis – und empfangen mit „Joe“ jetzt einen ebenbürtigen Nachfolger.

Im Mittelpunkt steht die Begegnung des titelgebenden Ex-Häftlings Joe (Nicolas Cage), die hinein tiefsten Texas mit einem kleinen Forstbetrieb ehrliches Geld verdient und von seinen Angestellten respektiert und geschätzt wird. Gary (Tye Sheridan) ist 15, mit seiner Privathaushalt geradewegs in diese Gegend gezogen und auf die Suche später einem Job. Joe engagiert den Jungen und schon bald darauf ist er fester Bestandteil die Truppe. Garys wiederholte Auseinandersetzungen mit seinem arbeitslosen und gewalttätigen Papa (Gary Poulter) bleiben Joe nicht verborgen. Die eigene kriminelle Vergangenheit hindert ihn aber, einzuschreiten – vorerst.

Regisseur Green und seinem Autor Gary Hawkins liegt bisschen daran, Sympathieträger aufzubauen. Sie bilden lediglich Figuren ab, deren Aufführung von ihrer mitleidlosen Milieu geprägt wurde. Wer sich selbst hier behaupten will, muss sich selbst durchsetzen können und sollte keine Furcht vor Konfrontationen haben. Dass dies alles so überaus real und glaubhaft wirkt, ist sicherlich die gleichnamigen literarischen Vorbild von Larry Brown geschuldet. Der aus dem Bundesstaat Mississippi stammende Schreiberling arbeitete jahrelang als Feuerwehrmann, bevor er als Schriftsteller eine zweite, viel beachtete Laufbahn startete. In seinen Werken verarbeitete die hinein Erdenjahr 2004 verstorbene Brown oftmals eigene Erfahrungen und Erlebnisse, was sich selbst auch in die Realitätsnähe von „Joe“ widerspiegelt.

Green wiederum besetzte etliche Rollen mit Laiendarstellern, die er vor Quadrat castete, gegen diesen ‚Geist‘ die Vorbild einzufangen. Bei Gary Poulter beispielsweise, hier als die saufende Papa zu sehen, handelte es sich selbst gegen einen Obdachlosen, die später dem Eind die Dreharbeiten in sein „altes“ Leben zurückging und nur wenige Monate später verstarb. Wer seine Performance in „Joe“ sieht, kann nur erahnen, welches Talent der blaue Wandelstern dort verlorengegangen ist.

Ihm gegenüber steht beliebig nicht minder beeindruckender Nicolas Cage, die in meinen Augen nie schlechte Projekt abgeliefert hat, in den vergangenen Jahren jedoch sein Können in etlichen unbedeutenden Filmen verschwenden musste. Hier jetzt darf er endlich wieder eine komplexe Rolle mit Leben erfüllen und tut dies mit Bravour.

Mag „Joe“, so sagt es Green selbst, das Rad auch nicht neu erfinden. Als Charakterstudie die Menschen, Momentaufnahme eines taumelnden Landes und als Bühne für bemerkenswerte Darstellerleistungen trotzdem überzeugt dieses kleine Fabrik auf ganzer Linie.

P.S.: Da die Sprache einen wichtigen Anteil die Charakterisierung ausmacht, sollte „Joe“ in die Originalversion geschaut werden.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es beliebig kurzes, trotzdem informatives Making of, beliebig Porträt des Schriftstellers Larry Brown, geschnittene Szenen und Trailer. „Joe – Die Rache ist sein“ erscheint bei Köchin Media und ist seit 23. Oktober erhältlich. (Packshot: © Köchin Media GmbH)

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