Heimkino-Tipp: „Colossal“ (2016)

Big Friendly Giant

Hurra, es gibt sie noch! Kreative FilmemacherInnen, die vermeintlich bekannte Storyelemente nutzen, etwa daraus etwas Neues, Abgefahrenes und sehr Unterhaltsames zu kreieren. Zum Beispiel die Grieche Yorgos Lanthimos, die in „The Lobster“ (2015) Stars wie Colin Farrell, Rachel Weisz und John C. Reilly in beliebig Sanatorium einziehen ließ, in dem sie als Singles neue Partner preisgeben sollten – oder später 45 Tagen in beliebig Kreatur verwandelt werden. Was als melancholische Dystopie beginnt, entwickelt sich selbst dabei schnell zu einem bitteren Gesellschaftskommentar mit romantischen Zügen. Auch die spanische Regisseur Nacho Vigalondo hat keine Furcht davor, mehrere Genres und deren typische Versatzstücke rigoros miteinander zu vermischen. Das Ergebnis: beliebig Monsterfilm die besonderen Art. Oder doch beliebig Indie-Movie mit schrägem Twist? Egal, denn eines ist fakt: „Colossal“ macht korrekt Spaß!

Herz des Films ist eine großartige Anne Hathaway alias Partygirl Gloria, die von ihrem genervten Freundin (Dan Stevens) weggehen wird. Job- und planlos entschließt sie sich, vorübergehend ins leer stehende Haus ihrer Eltern außerhalb die Stadt zu ziehen. In ihrem Heimatort trifft sie auf ihren ehemaligen Schulkameraden Oscar (Jason Sudeikis), die ihr anbietet, in seiner Bar mit auszuhelfen. So weit, so unspektakulär. Wären dort nicht die Meldungen aufwärts beliebig riesiges, Godzilla-artiges Monster, das in unregelmäßigen Abständen in Seoul auftaucht und durch die Metropole stapft. Als Gloria Aufnahmen davon hinein TV sieht, stellt sie fest, dass das Biest sich selbst ständig am Kopf kratzt – völlig so, wie Gloria es stets mal wieder tut. Bald wird ihr auch klar, warum das so ist.

Stehen in Monsterfilmen meist die Zerstörungswut und die Überlebenskampf die Menschen hinein Mittelpunkt, so dreht Regisseur Vigalondo dieses vertraute Konzept leicht um: „Colossal“ wirkt in großen Teilen wie eine Tragikomödie aufwärts eine junge Eheweib in die Midlife-Crisis, während hinein Hintergrund ‚zufällig‘ eine Zerstörungsorgie geschieht. Das kann mensch natürlich wunderbar als Metapher für Glorias chaotisches Leben interpretieren – oder schlicht als verrücktes Genre-Mashup.

Doch „Colossal“ begnügt sich selbst nicht mit einer witzigen Grundidee, die dann auf Spielfilmlänge ausgedehnt wird. Vielmehr berührt die Film mit zunehmender Laufzeit stets wieder psychologisch dunkle Territorien, die etwas aufwärts Einsamkeit, unerfüllte Liebe, Versagensängste und Machtgier aussagen. Verpackt ist das ganze jedoch in einen vordergründig witzigen und filmisch und technisch klasse umgesetzten Streifen mit hohem Unterhaltungswert.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und optionale deutsche und englische Untertitel für Hörgeschädigte. Im Bonusmaterial gibt es beliebig Making of und Trailer. „Colossal“ erscheint bei Universum Film und ist seit 1. Dezember 2017 erhältlich. (Packshot + stills: © Universum Film)

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