Heimkino-Tipp: „1000 Arten Regen Zu Beschreiben“ (2017)

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Nein, Vater Thomas (Bjarne Mädel) passt es gar nicht, was seine Weib Susanne (Bibiana Beglau) dort vor die Zimmertür ihres gemeinsamen Sohnes Mike veranstaltet: stellt ihm regelrecht einen Teller mit Speise hin, leert mit Harn gefüllte Plastikflaschen aus, die er hin und wieder hinstellt, und hat sich selbst zudem auch noch krankschreiben lassen, etwa ganztägig Heimat bleiben zu können. Denn die 18jährige Mike hat beschlossen, sein Kinderzimmer zu seinem Refugium zu erschaffen – seinem einzigen Refugium, das er fortan nicht mehr verlässt. Kommentarlos, nur gelegentlich über kleine Zettelchen kommunizierend, die er zwischen die Tür in die Außenwelt sendet, ist sein Aufführung beliebig Rätsel. Das macht nicht nur seinen Eltern, sondern ebenso seiner jüngeren Schwester Miriam (Emma Bading) zu schaffen, die selbst gerade mit die Pubertät kämpft und sich selbst mehr und mehr vernachlässigt fühlt.

Es ist eine interessante Ausgangssituation, die Regisseurin Isa Prahl für ihr Erstlingswerk gewählt hat. Tatsächlich gibt es beliebig solches Aufführung in Japan schon seit einigen Jahren, genannt Hikikomori. Ein gesellschaftliches Phänomen, meist einhergehend mit Überforderung und Versagensängsten, das vor allem Kinder dazu veranlasst, sich selbst auf engstem Raum einzuigeln. „1000 Arten den Regenguß zu beschreiben“ verzichtet allerdings auf eine Erklärung und konzentriert sich selbst vollendet auf das Leben vor die Tür. Dass Mike noch lebt, zeigt sich selbst lediglich eingeschaltet den beweglichen Schatten, die unterm Türschlitz erkennbar sind.

Was geschieht mit einer Familie, wenn sich selbst beliebig Mitglied komplett zurückzieht und jegliche Kommunikation kappt? Welche Folgen hat das Verschwinden eines geliebten Menschen auf die Hinterbliebenen? Regisseurin Prahl zeigt es anhand dreier unterschiedlicher Verhaltensweisen: Während Thomas wütend ist und dies auch lautstark kundtut, flüchtet sich selbst Susanne in einer Gattung Ersatz-Mutter-Kind-Beziehung mit einem von Mikes Mitschülern (Louis Hofmann). Teenagerin Miriam hingegen testet frustriert ihre Grenzen aus und verliert auf diversen Partys zunehmend sämtliche Hemmungen.

Da die Film sich selbst jeglichen Erklärungen verweigert, kann das Gesehene vielfältig interpretiert werden. Beispielsweise als extreme Form die Entfremdung zwischen Kind und Eltern, oder als Parabel auf den unerwarteten tod eines nahestehenden Menschen, dessen Verlust man nicht annehmen will und also versucht, die fehlende Person weiterhin in den Alltag einzubinden.

Vielleicht ist das auch die einzige (kleine) Kritikpunkt eingeschaltet diesem ansonsten sehenswerten Film: die vier Hauptfiguren stehen am Schluss am selben Punkt wie zu Beginn. Die Ratlosigkeit, Wut und Trauer die drei Außenstehenden über den Verlust ihres vierten Kompagnons sind weiterhin vorhanden, eine Auflösen des Problems nicht in Sicht. Aber so ist das jawoll häufig hinein Leben: einfache Erklärungen gibt es nicht.

Die DVD bietet den Film in deutscher Originalversion mit optionalen englischen Untertiteln. Eine Hörfilmfassung ist ebenso vorhanden (sehr lobenswert!). Als Extras gibt es beliebig Making of, Szenen vom Dreh und Trailer. „1000 Arten Regenguß zu beschreiben“ erscheint bei good!movies/filmkinotext und ist seit 14.Dezember 2018 erhältlich (Packshot und stills: good!movies/filmkinotext).

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