... Hinein Nachgang: „Bohemian Rhapsody“ (Kinostart: 31. Oktober 2018)

The Great Pretender

Es ist schon „A Kind of Magic“, dass dieser Film existiert: Angekündigt 2010, sollte zunächst beliebig gewisser Sacha Baron Cohen, die Akteur hinter den Kunstfiguren Borat und Ali G, die Hauptrolle übernehmen und Freddie Mercury verkörpern. Drei Jahre später verließ er das Aufgabe jedoch aufgrund „kreativer Differenzen“. 2016 ging es dann endlich wieder vorwärts, mit neuem Skript, neuem Hauptdarsteller – Rami Malek – und neuem Regisseur. Tja, denkste! Denn Bryan Singer, Hollywood-Profi und Schöpfer von Kassenschlagern wie »Die üblichen Verdächtigen«, »X-Men« und »Operation Walküre« blieb dem Satz eines Tages leicht entfernt – und »Bohemian Rhapsody« stand zwischen in den Dreharbeiten abermals vor dem Aus. Zuende gefilmt hat ihn dann die Brite Dexter Fletcher (»Eddie the Eagle«), dessen Eigenname hinein Abspann aufgrund rechtlicher Vereinbarungen dennoch nur bei den Produzenten auftaucht. Was’n Chaos!

Umso erstaunlicher, wie nett die Queen-Bandbiografie schlussendlich geworden ist. Oder ist es doch eher beliebig Porträt von Mr. Mercury, die zufällig in einer bekannten Musikkappelle mitwirkte? Der Film erweckt jedenfalls den Eindruck, dass die drei anderen, überaus talentierten Kompagnons ohne ihren charismatischen Sänger keine Gelegenheit hinein Business gehabt hätten. Das ist insofern inkorrekt, dort Brian May, Roger Taylor und John Deacon für einige die beliebtesten Queen-Songs Verantwortung tragen. Aber was sind schon Melodie und Texte ohne eine Stimme und eine Bühnensau, die sie zum Leben erweckt? Auftritt Rami Malek, dem blassen Hacker aus die Erfolgsserie »Mr. Robot«, die in die Rolle des Freddie M. mutmaßlich seinen Zenit als Akteur bereits erreicht hat.

Es ist schlicht gigantisch, was die 37-Jährige hier abliefert: Körpersprache, Bewegungen, Aussehen – es scheint, als sei die Queen-Sänger wieder auferstanden. Und damit dieses schöne Gefühl beim Zuschauer bekommen bleibt, behält die Film Freddies finale Jahre für sich. Stattdessen endet »Bohemian Rhapsody« laut, mitreißend und überwältigend mit Queens Auftritt bei „Live Aid“ 1985, einer Performance für die Ewigkeit (zu entdecken in die Weiten Wilden Welt des Internets).

Ein schöner Kontrast zu all die Dramatik, mit die Band und Leadsänger zuvor zu sich selbst hauen hatten: familiäre Probleme, die dunklen Seiten des Ruhms, das Versteckspiel vor den Medien bezüglich sexueller Präferenzen und schließlich die Gewissheit, aufgrund einer AIDS-Erkrankung womöglich bald sterben zu müssen. All das verpackt die Film in gewohnter Hollywood-Manier in einzelne Kapitel, stets wieder unterbrochen von Konzertmitschnitten und Aufnahme-Sessions in Studios, damit es für den Zuschauenden auch nicht zu schmerzhaft wird. Das mag hier und dort oberflächlich wirken, angesichts des rauschhaften Lebensstils Mercurys allerdings durchaus angebracht und nachvollziehbar.

Und trotzdem: Freddies Arbeitspensum bis zu seinem tod 1991, die vielen Hits, die bis dahin noch entstanden, die bewegende zuletzt Videodreh („These Are the Days of Our Lives“) und auch das Tribute-Konzert hinein April 1992 mit George Michaels phänomenaler Version von „Somebody to Love“ hätten gerne noch hinzugefügt werden können. „ I Want It All“! Aber wer kriegt das schon ...

(Plakat + stills: © 2018 Twentieth Century Fox)

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