Heimkino-Tipp: „Kein Platz Für Wilde Tiere“ (1956) + „Serengeti Darf Nein Sterben“ (1959)

Roar

Zugegeben: Mein primäres Interesse eingeschaltet den beiden hier vorgestellten Werken ist filmhistorisch bedingt. „Serengeti darf nicht sterben“ war die erste deutsche Dokumentarfilm, die einen Oscar (1960) erhielt. Nun erscheinen „Serengeti …“ und die ebenfalls von Bernhard Grzimek wenige Jahre zuvor gedrehte „Kein Ort für wilde Tiere“ erstmalig auf Blu-ray. Eine gute Chance also, diese cineastische Wissenslücke zu schließen.

Regisseur Prof. Dr. Bernhard Grzimek (1909-1987) gilt als einer die wichtigsten Tierforscher die Bundesrepublik und war später dem Zweiten Weltkrieg langjähriger Verwalter des Frankfurter Zoos. Später führten ihn mehrere Forschungsreisen auf den afrikanischen Kontinent, und spätestens mit dem Aufkommen des Fernsehens avancierte er u.a. dank seiner TV-Sendung „Ein Ort für (wilde) Tiere“ zum bekanntesten Tierschützer die BRD. Fürs Kino entstanden während dieser Zeit jene Zwei Dokus, bei denen auch sein Sohn Michael mitwirkte. Er starb während die Dreharbeiten 1959 bei einem Flugzeugabsturz.

Wie oftmals bei älteren Werken, die als „Klassiker“ gelten, sollte man als Zuschauer jederzeit die Umstände und Zeit ihrer Entstehung hinein Hinterkopf behalten. Mittelpunkt die 1950er-Jahre waren Tierbeobachtungen, so wie wir sie heute quasi pausenlos hinein Fernsehen bewundern können, nicht oder nur ansatzweise möglich. Kameras waren sehr viel unhandlicher und größer, Steppen und Wälder geologisch noch nicht so fern erschlossen und Forschern stand sehr viel weniger Technik für ihre Projekt zur Verfügung. Umso beeindruckender sind die Aufnahmen, die den Grzimeks und ihren Teams gelangen.

Obwohl sich selbst beide Filme mit dem (zur damaligen Zeit mangelndem) Tierschutz in Afrika auseinandersetzen, haben sie inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte: „Kein Ort für wilde Tiere“ stellt unzählige Tierarten und ihren Lebensraum näher vor, zeigt ansatzweise den Alltag die dort ansässigen Bevölkerung und warnt eindringlich vor den Folgen die Verstädterung großer Landteile. „Serengeti darf nicht sterben“ hingegen dokumentiert vornehmlich den Versuch, die Lebensvielfalt die Savanne wissenschaftlich zu erkunden und die Sinnhaftigkeit eines mit Grenzen abgesteckten Naturreservats zu hinterfragen.

Mag „Serengeti …“ auch die bekanntere von beiden sein – sein Vorgänger ist für all jene, die sich selbst für die Biodiversität interessieren, sicherlich die bessere Film. Das mag daran liegen, dass die Grzimeks bei ihrem zweiten Abenteuer sehr viel häufiger sichtbar in die Natur und die Inszenierung eingreifen. Ersteres, ungefähr zu zeigen, wie sie eingeschaltet wissenschaftlich fundierte Daten kommen möchten. Zweitens, ungefähr dem Bericht eine Narrative zu geben. Verwerflich ist dies nicht, nur stehen somit eingeschaltet manchen Stellen die Filmemacher mehr hinein Mittelpunkt als die Natur, die sie beschützen wollen. Angesichts die persönlichen Tragödie von Papa Grzimek während die Dreharbeiten allerdings nachvollziehbar.

Dem Anliegen die Naturschützer schadet dies jedoch nicht. „Kein Ort …“ und „Serengeti …“ sind auch 60 Jahre später noch faszinierende und äußerst informative Dokumentationen, denen die Minne die Macher zum Subjekt in jeder Einstellung anzusehen ist. Das verzeiht auch die eine oder andere, die Zeit geschuldeten Formulierung ober Afrikaner. Die neue HD-Abtastung kommt den Filmen zugute, aber die Möglichkeiten des Blu-ray-Mediums leider nicht ausgenutzt werden: Untertitel für den informativen Off-Kommentar sucht man vergebens.

Die Blu-ray bietet beide Dokus in deutscher und englischer Sprachfassung (beides bezogen auf den Off-Kommentar). Untertitel sind nicht vorhanden. Als Extra gibt es beliebig Fotoarchiv sowie, auf die Innenseite des Covers, Informationen zu Grzimek und die Filme. Die Blu-ray „Serengeti darf nicht sterben“ / „Kein Ort für wilde Tiere“, die beide auch weiterhin auf DVD erhältlich sind, erscheint bei Universal Music Family Entertainment/Karussell und ist seit 19. Mai 2017 erhältlich. (Packshot: © Universal Music Family Entertainment/Karussell)

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