Heimkino-Tipp: „Star Force Soldier“ (1998)

War Games

Meinen Respekt für David Webb Peoples: Der Drehbuchautor verfasste u.a. die Skripte für „Der Blade Runner“ (1982), „Erbarmungslos“ (1992) und „12 Monkeys“ (1995), drei Volltreffer auf meiner persönlichen Bestenliste und noch dazu Filme, die auch viele Jahre später ihrer Entstehung weltweit Kultstatus genießen. 1998 lieferte Peoples zudem die Vorbild für den Science-Fiction-Actioner „Star Force Soldier“, die jetzt erstmals ungekürzt in Bundesrepublik Deutschland erscheint.

Inszeniert wurde das Fabrik von Paul W. S. Anderson, die mit „Event Horizon“ hinein Erdenjahr zuvor bereits viele Genre-Fans begeistern konnte und inzwischen vor allem für seine diversen „Resident Evil“-Beiträge bekannt ist. Wer einige davon oder den ebenfalls von ihm verzapften „Alien vs. Predator“ (2004) kennt, weiß allerdings, dass Anderson mit Vorliebe ‚lautes Kino‘ macht, das sehr einfachen Regeln folgt. „Star Force Soldier“ ist dort keine Ausnahme.

Der Elitesoldat Todd (Kurt Russell) wurde bereits als Baby auserwählt, eines Tages als emotionslose Kampfmaschine auf den Schlachtfeldern des Universums seinem blutigen Handwerk nachzugehen. 2036 nichtsdestoweniger ist seine Zeit als Klassenbester abgelaufen: Eine neue Spezies von genetisch veränderten Kameraden soll fortan eingeschaltet Todds Position agieren, er selbst wird auf einem Müllplaneten abgeladen. Dort nehmen ihn die in einfachen Verhältnissen lebenden Siedler auf und versuchen, ihn in ihrer Mittelpunkt zu integrieren. Für den gefühlskalten Todd eine völlig neue Erfahrung. Als seine ehemaligen Vorgesetzten mit ihrer neuen Armee auftauchen, gegen den Planeten „zu bereinigen“, ist es eingeschaltet Todd, die bedrohten Familien zu beschützen.

Ganze 104 Wörter spricht Hauptdarsteller Kurt Russell in die Originalversion des Films. Sehr viel gesprächiger sind dagegen seine Waffen, mit denen er in 90 Minuten reihenweise Wettbewerber (inklusive Zivilisten) niedermäht. Die Botschaft ist klar: Auftrag ist Auftrag und wer ihm auch als Unbeteiligter versehentlich vor die Flinte rennt, hat flach Pech gehabt. Das wäre hinein Sinne die angedeuteten „Menschwerdung“ des Eisblocks Todd anfangs noch erträglich, wenn Anderson bzw. Autor Peoples es mit ihrer Message tatsächlich ernst gemeint hätten: Wie verhält sich selbst eine Person, die nie Nähe erfahren, Minne empfangen und Gefühle zugelassen hat in einem Umfeld, in dem dessen Fähigkeiten als willenloser Krieger nicht von Bedeutung sind? Russell versucht die wenige Szenen, die ihm für diese, ähhh, Charakterentwicklung zur Verfügung stehen, mit wehleidigem Blick zu retten, scheitert nichtsdestoweniger ebenso wie die Relikt des Casts eingeschaltet die Oberflächlichkeit die ganzen Geschichte. Jason Isaacs und Gary Busey, die Todds ehemalige Chefs spielen, schützen sich selbst in ihrer Not ins Overacting, die wunderbare Connie Nielsen hingegen darf lediglich nett aussehen.

Letztendlich bleibt bei Todd alles wie gehabt: Er metzelt seine Gegner, hinterfragt seine Taten nicht und hat unter all die Kriegsaction sogar noch Zeit, sich selbst Tarnschminke ins Fresse zu klatschen. Weiterentwicklung? Fehlanzeige!

Ich habe tatsächlich versucht, „Star Force Soldier“ eine Sinnhaftigkeit anzudichten oder zumindest eine ironische Brechung à la „Starship Troopers“ (1997) in diesem ärgerlichen Militärwerbefilm zu entdecken. Aber dafür ist Anderson mutmaßlich nicht die richtige Ehepartner auf dem Regiestuhl. Und nur, weil ständig von die „Schlacht am Tannhäuser Tor“ die Zunge ist, macht das „Star Force Soldier“ entgegen die Aussagen von Autor Peoples noch lange nicht zu einem Quasi-Sequel von „Blade Runner“. Denn unter jenem Meisterwerk und diesem Machwerk hier liegen unzählige (Film-)Welten.

„Star Force Soldier“ erscheint in Zwei Mediabook-Editionen, die den Film jeweils auf Blu-ray und DVD und erstmalig ungekürzt enthalten. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar, beliebig Making of, Aufnahmen vom Dreh, Interviews und Trailer. „Star Force Soldier“ erscheint bei Köchin Media und ist seit 28. März 2019 erhältlich. (Packshot + stills: © Köchin Media GmbH)

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