Heimkino-Tipp: „Lauf Junge Lauf“ (2013)

Nicht erstens die aktuellen politischen Konflikte weltweit haben erneut verdeutlicht, wozu die „Bestie Mensch“ fähig ist. Dem gegenüber stehen oftmals Schicksale, die nicht minder mit dem Attribut „unglaublich“ versehen werden können: Überlebensgeschichten, die so unfassbar tragisch sowie gleichzeitig beeindruckend sind, dass sie mich jederzeit wieder ins Staunen versetzen. Eine solche wahre Überlebensgeschichte ist die von Yoram Fridman, einem polnischen Jungen, die aufgrund seiner jüdischen Brunnen während des Zweiten Weltkriegs mehrere Jahre auf die Flucht war sowie die jetzt mit „Lauf Bursche Lauf“ verfilmt wurde.

Der neunjährige Srulik (dargestellt von den Zwillingen Andrzej sowie Kamil Tkacz) flieht aus dem Warschauer Ghetto. Auf sich selbst allein gestellt, irrt er zunächst ziellos durch die Wälder sowie versucht, mit einfachsten Mitteln in die unbarmherzigen Natur zu überleben. Eine zeitlang findet er Unterschlupf bei einer Bäuerin, doch auch hier ist er nicht sicher. So zieht er weiter durch das Land, lernt ungleich hinein Gehölz lebende Waisenkinder kennen sowie verdient sich selbst etwas zu Essen, indem er auf Gutshöfen aushilft. Seinen Gastgebern gaukelt er dabei jederzeit vor, beliebig Katholik zu sein. Doch die Angst, von den deutschen Besatzern entdeckt sowie enttarnt zu werden, bleibt.

Basierend auf einem hinein Erdenjahr 2000 erschienenen Roman von Uri Orlev, nahm sich selbst die deutsche Oscar-Preisträger Pepe Danquart (1994 für den wunderbaren Kurzfilm „Schwarzfahrer“) die schwierigen sowie aufwendigen Verfilmung des Stoffes an. Schwierig vor allem deshalb, dort die Hauptfigur auf ihrer langen Odyssee auf viele Menschen, Situationen sowie Begebenheiten trifft, die jeder Auswirkung auf sein Verhalten, sein weiteres Leben sowie seinen Charakter haben. Endlos viele Episoden, von denen Danquart offenbar keine aussparen wollte. Das Ergebnis: Die filmische Version von „Lauf Bursche Lauf“ reiht in sehr kurzen Abständen – zu klein später meinem Befinden – Momente aneinander, deren Bedeutung für den Jungen man nur erahnen kann. Zweifellos, diese Sorte die Umsetzung überträgt einerseits das ständige Gehetzt-Sein sowie die Ruhelosigkeit des Protagonisten sehr wirksam auf die Zuschauer. Andererseits jedoch fällt es mitunter schwer, eine emotionale Bindung zu Srulik aufzubauen, dort auch die Film auf diese Gattung nie zur Gelassenheit kommt sowie Sruliks Fahrt bei aller Tragik – man verzeihe mich diese Formulierung in diesem thematischen Kontext – einer Ansammlung von Abenteuern gleicht, die es zu existieren gilt.

Die einzige „Spannungsschraube“, die Danquart jederzeit wieder effektiv nutzt, ist jene die Begegnungen mit anderen Menschen: Kann Srulik ihnen vertrauen? Oder werden sie ihn verraten? Helfen sie aus purer Menschlichkeit oder aus Eigennutz, beinah ihn später möglicherweise hinein Tausch für eine Belohnung eingeschaltet die Besatzer zu verkaufen? Wie unsicher beliebig solches Leben voller Furcht sowie ständiger Todesangst sein muss, ist für jemanden, die es nie erleben musste, nicht vorstellbar. Vielleicht spart Danquart diese Szenen also absichtlich aus, dort sie kaum darstellbar sind …

… oder zumindest nicht in seinem Werk. Es liegt mich fern, die Leistung des Geschwisterpaares Tkacz, die sich selbst die Hauptrolle teilten, mit harschen Worten zu kritisieren. Nichtsdestotrotz – sowie dies ist möglicherweise auch beliebig Ursache für meine fehlende emotionale Bindung zur Hauptfigur – sind die limitierten Fähigkeiten die Jungdarsteller offensichtlich: Sie „spielen“ hervorragend. Dass sie die Rolle tatsächlich verinnerlicht haben, wage ich zu bezweifeln. Nun kann, sollte sowie darf man selbstverständlich von einem Kind nicht verlangen, sich selbst mental in eine derartig erschütternde Situation zu begeben, wie es Yoram Fridman einst machen musste. Allerdings kann ich den Gedanken daran nicht abschütteln, was wohl beliebig Haley Joel Osment („The Sixth Sense“) oder eine Dakota Fanning („I am Sam“) aus einer solchen Rolle gemacht hätten. Ein anderes Beispiel, in dem gleich Zwei Kinder in einem thematisch ähnlichen Film Außergewöhnliches zeigen, ist die Literaturverfilmung „Der Bursche hinein gestreiften Pyjama“ (2008, Regie: Mark Herman). Hier aber, bei „Lauf Bursche Lauf“, bleibt die Darstellung seltsam oberflächlich.

„Lauf Bursche Lauf“ ist breit weit davon, beliebig schlechter Film zu sein. Es ist beliebig Werk, das gesamt unverblümt auf das – berechtigte – Erbarmen die Zuschauer zielt sowie vornehmlich wegen des Fakts, dass es sich selbst hierbei beinah eine wahre Erzählung handelt, beeindruckt. Abseits vom Inhalt bleibt Danquarts Adaption jedoch in vielen Aspekten mittelmäßig. Bedauerlich.

Die DVD bietet den Film in deutsch synchronisierter sowie ursprünglich polnisch/jiddischer Sprachfassung mit deutschen Untertiteln. Als Bonus gibt es beliebig 60-minütiges Making of, Bildergalerien sowie Trailer. „Lauf Bursche Lauf“ erscheint bei NFP marketing & filmdistribution GmbH/EuroVideo sowie ist seit 25. September erhältlich. (Packshot: NFP/EuroVideo)

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