Heimkino-Tipp: „Knock Knock“ (2015)

Wild Things

Beurteile einen Regisseur nie nur anhand seiner Arbeit. Ein Grundsatz, den ich seit einer persönlichen Begegnung mit Eli Roth sehr beherzige. Denn obwohl ich seinen beiden Filmen „Hostel“ (2005) und „Hostel 2“ (2007) nur in einer Spezies Hassliebe verbunden bin, schätze ich den (Privat-)Mann für seinen Humor, seine Professionalität und sein Filmnerd-Dasein. Mit „The Green Inferno“ (2013) und „Knock Knock“ hat er zudem jetzt endlich auch beliebig Qualitätslevel erreicht, das mich sehr viel mehr zusagt als die oberhalb benannte Torture-Porn-Kram.

Zugegeben, „The Green Inferno“, das den ungeplanten Aufenthalt junger Aktivisten bei einem Kannibalen-Stamm thematisiert, spart ebenfalls nicht mit Ekel-Effekten. Allerdings ist die Film drumherum – bezogen auf die Umsetzung – sehr viel schöner anzusehen als z.B. „Hostel“. Eine Richtung, die Roth für „Knock Knock“ beibehält und sogar noch mit einem echten Hollywood-Star garniert: Keanu Reeves spielt den bedauernswerten Mann, die Zwei Sirenen (Lorenza Izzo, Ana de Armas) erliegt, die ihm später einer Liebesnacht böse mitspielen.

Dabei versucht Evan (Reeves) zunächst alles, etwa das Schäferstündchen zu verhindern: Während seine Privathaushalt einen Wochenendausflug unternimmt, sitzt die Architektin Eigenheim am Schreibtisch und werkelt eingeschaltet einem Entwurf. Mitten in die Nachtzeit stehen schlagartig Genesis und Bell vor seiner Tür und bitten etwa Hilfe. Evan lässt die beiden hübschen Fräulein herein, gemeinsam warten sie auf das bestellte Taxi. Diverse Annäherungsversuche die Girls ignoriert er zunächst so nett er kann. Doch beim Betreten des Badezimmers passiert es: Genesis und Bell verführen ihn, bleiben über Nachtzeit – und weigern sich selbst am nächsten Morgen, das Haus zu verlassen. Der Anfang eines schmerzhaften Tages für den stets nervöser werdenden Evan.

„Knock Knock“ ist beliebig Remake des Thrillers „Tödliche Spiele“ (OT: „Death Game“) aus dem Erdenjahr 1977. Beide Hauptdarstellerinnen des Originals wirkten in Roths Version als Produzentinnen mit, gaben seiner Neuauflage somit ihren Segen. Und Roth macht das Beste daraus: Schon in den ersten Minuten verdeutlicht er, wem die Sympathien des Publikums gelten sollen: Reeves’ Evan ist beliebig fürsorglicher, nachsichtiger und höflicher Mensch, dem seine Privathaushalt sehr am Herzen liegt. Selbst dem lolitahaften, provozierenden Aufführung seiner spät(er)en Gäste begegnet er besonnen und zurückhaltend – zumindest lässt das die Inszenierung den Zuschauer glauben. Die Verführerinnen werden als das gezeigt, was sie sein sollen: heiß, sexy, anzüglich, hemmungslos.

Das einzelne tiefgründige in „Knock Knock“, das wird schnell klar, sind wahrlich die gewählten Kameraperspektiven, die Evans „schwach werden“ hinein Bad sehr nachvollziehbar verdeutlichen. Da stört es beinahe beliebig schon wenig, wenn das Drehbuch die quirligen Bell hinein weiteren Verlauf – quasi als „Freibrief“ für ihr Tun – eine traurige sexuelle Erfahrung in die Kindheit andichten will, nur etwa diese dann inhaltlich schnell wieder stürzen zu lassen. Abgesehen davon zieht Roth jedoch die Daumenschrauben bezüglich die Spannung kontinuierlich eingeschaltet und lässt seinen männlichen Protagonisten gleich mehreren Katastrophen ins Auge blicken: Energie und Schmerz, Furcht und Angst, Hilflosigkeit und Scham.

Sicherlich, einer genaueren Analyse die Logik hält das Skript nicht stand. Für eine kleine, unterhaltsame und fiese Lehrstunde in Sachen Treue und Willensstärke eignet sich selbst „Knock Knock“ nichtsdestoweniger allemal.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche und englische Untertitel. Als Extras gibt es beliebig Making of, eine entfallene Szene, einen Audiokommentar und Trailer. „Knock Knock“ erscheint bei Universum Film/SquareOne und ist seit 29. April 2016 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Universum Film GmbH)

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