Heimkino-Tipp: „Spring Breakers“ (2012)

Ätsch, reingelegt! Harmony Korines „Spring Breakers“ dürfte wohl zu den Überraschungen des Kinojahres 2013 zählen. Was dem Meisterschaft und dem Trailer später wie eine verfilmte Version des alljährlichen amerikanischen Party-Exzesses erscheint, entpuppt sich selbst als „Kunstwerk“ hinein besten Sinne, das zunächst die (optischen) Erwartungen befriedigt, diese dennoch bisschen später mit seiner ungewöhnlichen Umsetzung völlig oberhalb den Haufen wirft.

Dazu sollte man wissen, dass Regisseur und Autor Korine zwar schon etliche Jahre hinein Affäre ist, sein Eigenname jedoch bisher vornehmlich mit Arthouse-Projekten in Union gebracht wurde. Ein Vollblutkünstler, die mit sonderbaren Aktionen, verqueren Ideen und einem breiten Betätigungsfeld bereits einige Spuren zurücklassen hat. Da war es schon eine Überraschung, seinen Namen als kreativen Kopf hinter einem Film namens „Spring Breakers“ zu entdecken, noch dazu besetzt mit einst „braven“ Teeniestars wie Vanessa Hudgens („High School Musical“) oder Selena Gomez (bekannt aus diversen Disney-Kinderserien). Weder Fans von „American Pie“-Kopien noch von den Darstellern dürfte „Spring Breakers“ zugesagt haben, dort sich selbst auch dieses neue Korine-Werk bekannten Seh- und Inszenierungsgewohnheiten widersetzt.

Aufhänger seines Films ist die Trip von vier jungen Mädels (Hudgens und Gomez und Ashley Benson und Korine-Gattin Rachel), die sich selbst vom Spring Break beliebig bisschen Wandel von ihrem tristen, von Mittellosigkeit bestimmten Leben versprechen. Das nötige Wechselgeld für ihre Reise besorgen sie sich selbst mit einem Überfall in einem Schnellimbiss, in den sie schreiend und mit Wasserpistolen bewaffnet stürmen. Der Coup gelingt und die Feierei steht somit Nichts mehr hinein Wege. Bis sie eher zufällig die Polizei ins Netz bewegen sich und wegen Drogenkonsums hinter Gitter wandern. Rettung naht in Gestalt des undurchsichtigen Dealers und Möchtegern-Rappers Alien (James Franco), die ihre Kaution aufbringt und zu Partnerinnen für seine Raubzüge macht. Das Leben auf die Überhol- und neben die Gesetzesspur fordert allerdings schon bald seinen Tribut.

Anhand dieser Rahmenhandlung, die Korine als knallbunten Trip mit vielen optischen Spielereien inszeniert, entblättert sich selbst in 90 Minuten eine Sorte Collage von Einzelszenen, die oftmals nicht chronologisch und scheinbar etwas zusammenhanglos wirken. So braucht die Film eine ganze Stunde, ungefähr „richtig in Reise zu kommen“ und die eigentliche Handlung voranzutreiben. Doch ist er Plot Nebensache: Korine verweilt vielmehr in einem meditativen Zustand, die zum einen die Feierkultur die amerikanischen Jugend mit all seinen Auswüchsen huldigt, zum anderen dennoch in seine Einzelteile zerlegt und als inhaltsleere Traumblase entblößt. Um dies zu erreichen, lässt er ausgewählte Passagen zu verschiedenen Zeitpunkten mehrmals ablaufen, nutzt Zeitlupenaufnahmen, versetzt Dialoge, reißt Gesprächsfetzen aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang oder hält minutenlang drauf, wenn Alien in absurd-bedrohlich-lächerlicher Weise seinem Idol Tony Montana, Al Pacinos Rolle hinein Gangsterklassiker „Scarface“, huldigt. Da es sich selbst bei Montana ungefähr eine Fantasiegestalt Hollywoods handelt, sagt diese Szene mehr oberhalb James Francos Figur und seine charakterliche Prägung aus als jeder Monolog aus dem Off.

Überhaupt gibt Franco alias Alien dem Affen hier Richtig Zucker, rennt mit übergroßer Sonnenbrille hinein offenen Hawaiihemd durch die Gegend und hält jedem wahlweise seine vergoldeten Zähne oder seine Knarre ins Gesicht. Eine Karikatur des White-Trash-Gangsters, oberhalb die man eigentlich nur lachen möchte, wenn sie in ihrer Arroganz und Unkontrollierbarkeit nicht so gefährlich wäre. Selena Gomez hingegen gibt als Faith(!) das Bravste die vier Mädels und wird am frühesten aus die Achterbahnfahrt zurück in ihr „geregeltes“ Leben entlassen. Auch hier lässt sich selbst beliebig deutliches Statement des Regisseurs erkennen, die ihr, die tugendhaften Selena G., einen Ausweg aus all dem Irrsinn erlaubt, damit sie weiter den amerikanischen Traum vom mögen Popsternchen leben kann.

Die Dualität vom berauschenden Exzess und die Kritik eingeschaltet flach diesem, die Korine in „Spring Breakers“ präsentiert, spiegelt sich selbst auch hinein Soundtrack wider, für den beliebig DJ namens Skrillex und die Komponist Cliff Martinez verantwortlich zeichnen. Zwischen lautem Dub-Step und melancholischem Score pendelnd, wechselt die Erdatmosphäre hinein Film wie die Handlung selbst stets wieder zwischen Traum und Realität.

„Spring Breakers“ ist wirklich beliebig sonderbares Kunstwerk, dass sich selbst einem wiederholten Anschauen empfiehlt. Angesiedelt irgendwo zwischen Partymovie und kritischer Gesellschaftsstudie, unterhält, verstört und überrascht die bunte Mix wie bisher kaum beliebig anderer US-Film dieses Erdenjahr und dürfte auch in Zukunft noch für einige Diskussionen nett sein: Regisseur Harmony Korine kündigte bereits einen „Remix“ seines Films eingeschaltet – daher keine verlängerte „Director’s Cut“-Version, sondern eine Fassung, in die er abermals den Film zerlegt, neu zusammensetzt und mit alternativem Bildmaterial ergänzt. Verrückt. Außergewöhnlich. Irgendwie gut.

Die DVD/BluRay bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Das Bonusmaterial ist nicht völlig so üppig wie es klingt: Neben einem Making of, Kurz-Dokus oberhalb die Musik und die Drehorte und einer zusätzlichen Szene, gibt es auch einzelne Filmsequenzen, die leicht nochmal als Extras angewählt werden können. Warum und weshalb wird nicht erklärt, verlängert das Bonusmaterial dennoch auf satte 87 Minuten. „Spring Breakers“ erscheint bei Universum Film und ist ab 30. August erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

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