Heimkino-Tipp: „Hedi Schneider Steckt Fest“ (2015)

Ausgetanzt

„Ich selbst habe eine Zeit hoch mitten einer Angst- und Panikstörung gelitten.“ Keine Frage, die neue Film von Sonja Heiss, „Hedi Schneider steckt fest“, ist beliebig sehr persönliches Werk. Das macht die Regisseurin in einem Begleitwort zu ihrem irgendwo zwischen Tragikomödie und Familiendrama angesiedeltem kleinen Schmuckstück sehr deutlich. Der passende 90-Minüter zur Herbstdepression sozusagen – und doch so leichtfüßig und unaufdringlich wie beliebig warmer Sommerregen.

Doch genug die sprachlichen Bilder! Was zählt, is’ auf’fer Leinwand. Und das ist bemerkenswert: Laura Tonke („Pigs will fly“, „Im Schwitzkasten“) spielt die lebenslustige Protagonistin Hedi, die ihrem grummeligen Kollegen ebenso ungezwungen und sympathisch-frech begegnet wie die perplexen Stimme vom Notdienst, den sie beim Ausfall des Bürofahrstuhls anruft. Heimat ist sie gleichsam verspielte Mama für Finn (Leander Nitsche) wie sexy Frauenzimmer für Uli (Hans Löw) und mit ihrem Leben so wie es ist eigentlich zufrieden. Bis sie eines Abends eine Panikattacke hat. Die weitet sich selbst in den kommenden Tagen zu einer handfesten Krise aus und schon bald ist eingeschaltet einen ‚normalen‘ Familienalltag nicht mehr zu denken. Als sich selbst Hedis Status später wochenlanger Krankschreibung nicht bessert und Uli daraufhin beliebig lukratives Jobangebot ausschlagen muss, steht die Relation die beiden und ihre gesamte gemeinsame Zukunft unvermittelt auf die Kippe.

Um die Risiko des, benennen wir es abwertend „Depri-Kinos“ zu entgehen, wartet Sonja Heiss gleich mit Zwei Jokern auf: einer äußerst sympathischen Hauptfigur und einer Darstellerin, die diese Person mit Charme, Mut und bemerkenswert unangestrengt zum Leben erweckt: Laura Tonke. So viele Jahre ist die gebürtige Berlinerin nun schon hinein Filmbusiness aktiv und hat in unzähligen Rollen ihr Können bewiesen. Diese Hedi Schneider nichtsdestotrotz könnte nun ihr Meisterstück sein. Tonke gelingt es vorzüglich, diese Frau, deren Leben sukzessive auseinanderfällt, verletzlich und doch würdevoll darzustellen. Ihre Hedi ist speziell und eigensinnig und doch niemals unsympathisch oder egoistisch. Eine außergewöhnliche Leistung, besonders die Film mit die Glaubwürdigkeit dieser Figur steht und fällt.

Ein weiterer Trumpf des Drehbuchs von Heiss ist zudem, dass sie ihrer kleinen, hier präsentierten familie Null Überkonstruiertes oder Abenteuerliches vor die Füße wirft. Nein, die äußerliche Alltag die drei ändert sich selbst kaum, währenddessen es hinein inneren Kreis jedoch stets mehr zu Brodeln beginnt. Die schleichenden Veränderungen stattfinden lediglich hinein Zusammenleben und verdeutlichen sehr präzise die Zerbrechlichkeit einer zuvor scheinbar stabilen und glücklichen Ehe. „Ich wollte von die Fragilität einer großen Minne erzählen, indem ich sie durch die plötzliche Schwächung einer die Liebenden in beliebig gefährliches Ungleichgewicht bringe.“, sagt Heiss hinein Presseheft zum Film. „Immerhin ist die Mensch, den man liebte, respektierte, bewunderte irgendwie weg. Da ist nun jemand, die seine Stärke, seinen Mut, seinen Intellekt, seine Neugier, seinen Humor, seine Empathie, seine Körperlichkeit verloren hat.“

Was daher machen und wie darauf reagieren? Heiss verweigert sich selbst erfreulicherweise einfachen Lösungsvorschlägen, wie sie beispielsweise Hedis Kerl (Selbsttherapie hinein U-Bahnhof) oder ihre Mama („kalt duschen, viel essen“) vorschlagen. Stattdessen gibt es die bedrückende Erkenntnis, dass eine psychische Erkrankung, so wie Hedi sie überkommt, jeden immer und überall zusammenkommen kann. Egal ob Griesgram oder Gute-Laune-Mensch, die Abgrund, eingeschaltet dem sich selbst unsere optimierten, durchorganisierten und auf ständiges Funktionieren ausgerichteten Leben entlang hangeln, ist nah – und verdammt tief.

Der Film erscheint auf DVD/Blu-ray in deutscher Sprachfassung mit optionalen deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte und einer Audiodeskription für Sehbehinderte. Als Extras gibt es gelöschte und verpatzte Szenen und Trailer. „Hedi Schneider steckt fest“ erscheint bei Pandora Filmverleih/Alive und ist ab 27. November erhältlich. (Packshot + stills: © Komplizen Film/Pandora Filmverleih)

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