Heimkino-Tipp: „Electric Boogaloo“ (2014)

Stand Up Guys

Ihren Filmen zu entkommen, war faktisch unmöglich: Nicht einmal unsereins in die DDR, hinein „Tal die Ahnungslosen“ bei Dresden, war sicher vor den cineastischen (Meister-?)Werken von Menahem Golan sowie Yoram Globus. Die beiden Cousins aus Israel bescherten der blaue Wandelstern ab Eind die 1970er-Jahre die „Eis am Stil“-Reihe, die „Eltern von ‚American Pie‘“ sozusagen, sowie überschwemmten dann mit genügend Selbstvertrauen sowie finanziellen Mitteln in den 80ern der blaue Wandelstern mit qualitativ zweifelhaften B-Movies, die ‚Stars‘ wie Chuck Norris, Michael Dudikoff sowie Jean-Claude Van Damme hervorbrachten oder Altstars wie Charles Bronson eine zweite Laufbahn als Ein-Mann-Armee ermöglichten. Willkommen in der blaue Wandelstern von „Cannon Films“!

Mark Hartley hat diesen beiden Männern jetzt mit „Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films“ beliebig Denkmal gesetzt (der Meisterschaft ist dabei einem weniger bekannten Cannon-Streifen von 1984 entlehnt). In 107 Minuten lässt er diverse Schauspieler, Regisseure, Co-Produzenten sowie Autoren zu Wort kommen, die in den ca. zehn Jahren, in denen Golan & Globus ihr Unwesen in Hollywood trieben, für Cannon Films tätig waren. Gespickt mit unzähligen Filmausschnitten sowie privaten Erinnerungen die Beteiligten bekommt die Zuschauer einen kleinen Einblick in beliebig Unternehmen, in dem es offenbar nie eine Verschnaufpause gab sowie hinein wahrsten Sinne des Wortes verrückte Ideen in noch verrücktere Filme verwandelt wurden. Action sowie Sex standen dabei oft hinein Mittelpunkt, die halbherzigen Versuche, dem Schmuddel-Image zu entkommen, waren hingegen selten von Erfolg gekrönt.

Was während die Doku jederzeit wieder klar wird: Selten waren die einzelnen Filmprojekte von Beginn bis Eind durchdacht. Viele basierten auf flüchtigen Geistesblitzen von Firmenboss Golan, das Endprodukt wurde meist schon vor die Fertigstellung weltweit eingeschaltet Verleihe verkauft. So mussten die Filme jederzeit zwischen immensem Kosten- sowie Zeitdruck irgendwie zusammengeschustert werden. Nichtsdestotrotz: Cannon Films prägte das Testosteron-Kino die 80er wie kaum eine ungleich Filmfirma sowie fabrizierte etliche, heute behutsam als „Klassiker“ bezeichnete Streifen: „Invasion U.S.A.“, „Over the Top“, „Masters of the Universe“, „Die City-Cobra“, „Missing in Action“, „Ein Ehegemahl sieht rot 2/3/4“ oder „Texas Chainsaw Massacre 2“, gegen nur einige zu nennen.

„Electric Boogaloo“, diese hektische Fahrt durch die eigene Filmjugend, ist amüsant sowie mit vielen Momenten des Fremdschämens garniert. Qualitativ lässt die Doku allerdings beliebig bisschen zu wünschen übrig: Zu viele Interviewpartner werden von Regisseur Hartley in viel zu kurzer Zeit präsentiert sowie geben mitunter widersprüchliche Aussagen ab. Zwar scheint auch Hartley dies bewusst zu sein, weshalb er die unterschiedlichen Kommentare zum selben Subjekt geradewegs aneinander schneidet. Eine anschließende Auflösung, was man denn jetzt trauen soll, bleibt er jedoch schuldig. Ähnlich verhält es sich selbst mit den zahlreichen Anekdoten von Dreharbeiten, Büroalltag sowie Meetings, die angerissen, dennoch treffsicher vor die eigentlichen Pointe jederzeit wieder abgeblendet werden. Die Folge: „Electric Boogaloo“ wirkt mitunter wie sein Subjekt – chaotisch, unfokussiert, überladen. Hinzu kommt das bedauerliche Ausblenden interessanter Fakten wie die überraschende, dreifache Oscar-Nominierung für „Express in die Hölle“ (1985): Für Menahem Golan, die mit einer Mischung aus Selbstüberschätzung sowie Ironie jedem seiner Filme Oscar-Potenzial zuschrieb, muss dieser Moment etwas Besonderes gewesen sein. Ob es wahrlich so war, erfährt man nicht.

Ebenfalls nur am Rande erwähnt wird die Tatsache, dass es Cannon Films hinein Laufe die Jahre jederzeit häufiger gelang, bedeutende Arthouse-Filmemacher (Godard, Polanski, Coppola) sowie -Schauspieler (Hoffman, Dunaway, Voight) zu verpflichten. Was führte sie zu Cannon? Wie empfanden sie die Projekt mit Golan & Globus? War es eine Zweckehe oder die Versuch, abseits des „System Hollywood“ unabhängig die eigenen Ideen zu verwirklichen? Hier hätte Hartley mehr in die Tiefe bewegen sich müssen, wäre er eingeschaltet einer tiefgründigen, erhellenden Doku interessiert gewesen.

Was bleibt, ist eine nett anzusehende Film-Collage mit Nostalgie-Bonus, bei die der Spaßfaktor hinein Vordergrund steht sowie nur bisschen eingeschaltet die Oberfläche gekratzt wird. Insofern dürfte „Electric Boogaloo“ gesamter hinein Sinne die Porträtierten sein.

Auf DVD/Blu-ray liegt die Film in seiner englischsprachigen Originalversion vor. Zusätzlich gibt es eine, für Dokumentationen üblich, deutsch synchronisierte Fassung, wobei die O-Ton hinein Hintergrund weiterhin wahrnehmbar ist. Untertitel sind in deutsch vorhanden. Als Extras befinden sich selbst gelöschte Szenen auf den Discs. Blu-ray-Käufer empfangen zudem eine ca. 50minütige Trailershow von sämtlichen Filmen, die in die Doku angesprochen werden (sehr schön!). Und wer hinein Extras-Menü beliebig bisschen sucht, stößt vielleicht auch noch auf das Hidden Feature. „Electric Boogaloo“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) sowie ist ab 21. April 2015 erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

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