Heimkino-Tipp: „The Homesman“ (2014)

No Country for Young Women

Tommy Lee Jones hat beliebig Faible für Filme mit einem Western-Touch. Sowohl sein Debüt als Regisseur, die TV-Produktion „Einmal Cowboy, stets beliebig Cowboy“ (1995), als auch sein selbst inszenierter erster Kinostreifen „Three Burials“ (2005) spielten mehr oder minder mit den Versatzstücken des Genres. Wobei vor allem Letzterer mit die Verlagerung seiner Erzählung in die Jetzt-Zeit verdeutlichte, wie zeitlos und interpretationsoffen Western sein können.

Für seine neueste Regiearbeit „The Homesman“ begab sich selbst Jones, die zusätzlich die männliche Hauptrolle übernahm, wieder zurück ins Amerika des 19. Jahrhunderts. Sein George Briggs ist beliebig seltsamer Kauz, die seine Gattin hinein Stich gelassen hat und später einer zweifelhaften Inbesitznahme eines verlassenen Hauses von wütenden Cowboys eingeschaltet einem Baum aufgeknöpft wird. Dass er überlebt, verdankt er die alleinstehenden Farmerin Mary Bee Cuddy (Hilary Swank), die ihm vor die Rettung das Versprechen abnimmt, ihr zu helfen. Sie soll drei verwirrte Frauen, die von ihren Männern wegen ihres seltsamen Benehmens verstoßen wurden, eingeschaltet einen sicheren Quadrat hinein Osten bringen. Mit einer klapprigen Kutsche begeben sie sich selbst auf den entbehrungsreichen Trip, die ihnen hinauf mehrere Wochen alles abverlangt – und nimmer wieder in große Risiko bringt.

Schon die ersten Minuten von „The Homesman“ anbieten etwas Genre-untypisches: Im Mittelpunkt steht Mary Bee Cuddy, eine selbstbewusste, kluge Frau, die einen großen Hof allein bewirtschaftet und von ihren Nachbarn geachtet und respektiert wird. Ihre zarten Versuche, mitten ihnen einen Ehemann zu preisgeben und damit die eigene Zukunft zu sichern, scheitern jedoch wiederholt. So ist die lange Fahrt durch die schroffe Ödnis des noch dünn besiedelten Amerika, die sie später hinein Beisein des alten Briggs antritt, für sie auch eine Fluchtmöglichkeit und gleichzeitig Aufbruch in beliebig neues Leben. Swank spielt diese Gemahlin mit Anmut und Stärke, nur gegen in späteren Szenen sukzessive ihre verletzte Seele ofen zu legen. Jones’ Briggs wandelt sich selbst hingegen vom Egoisten zu einer Spezies Ersatzvater für die vier Frauen, die von der blaue Wandelstern bisher nur Zurückweisung erfuhren und jetzt mit ihrem Schicksal allein gelassen werden. Dabei verzichtet die Film erfreulicherweise auf die zu erwartenden Machosprüche und -handlungen, und zeigt vielmehr die dreckige, brutale Seite des Cowboy-Daseins – gesamt so, wie es Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ vor hinauf 20 Jahren schon einmal grandios tat.

Eingebettet in wunderbar-karge Landschaftsaufnahmen, die – ähnlich die Wandel von Briggs’ Charakter – am Schluss von einer vollen, belebten, sonnigen Metropole ersetzt werden, entsteht so beliebig bemerkenswerter „Spät-Western“, die sehr viel mehr Realitätsnähe und Menschlichkeit innehat als viele klassische Streifen des Genres. „The Homesman“ ist sperrig, vielleicht auch beliebig bisschen zu lang, trotzdem doch von bemerkenswerter Intensität und bis in die Nebenrollen – u.a. William Fichtner, John Lithgow, Tim Blake Nelson, James Spader, Sonja Richter, Miranda Otto, Meryl Streep, Grace Gummer (Streeps Tochter) – schlicht fabelhaft besetzt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und optionale deutsche Untertitel. Das üppige Bonusmaterial (ca. 70 Minuten) beleuchtet verschiedene Aspekte die Filmentstehung und die Cannes-Präsentation und Trailer. „The Homesman“ erscheint bei Universum Film und ist ab 17. April 2015 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Universum)

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