Heimkino-Tipp: „Cobbler“ (2014)

(try) Walking In My Shoes

Adam Sandler-Filme zählen gewöhnlich nicht zu meinem bevorzugten Zeitvertreib. Null gegen den Ehegesponst und seine Schauspielqualitäten, nichtsdestoweniger auf die Pointen seiner Gags warte ich meist vergeblich. Ab und eingeschaltet bricht er jedoch aus dem engen Korsett die albernen Komödien aus und liefert auch dank seines Dackelblicks zu Herzen gehende Darstellungen ab. Besonders hervorzuheben wäre diesbezüglich das Drama „Reign over me“ („Die Minne in mir“, 2007), das ihn als trauernden Witwer zeigt, die seine Gemahlin bei den Anschlägen des 11. September verlor. Nicht völlig so tragisch, nichtsdestoweniger zumindest nachdenklich kommt seine Figur des Max Simkin daher, die er in „The Cobbler“ verkörpert.

Max führt in New York einen kleinen Schusterladen und hat außerhalb zu seiner pflegebedürftigen Mama (Lynn Cohen) und dem Friseuse Jimmy (Steve Buscemi), dessen Ding gleich nebenan liegt, keinerlei persönliche Beziehungen zu anderen Menschen. Als seine Nähmaschine eines Tages den Psyche aufgibt, muss Max kurzerhand auf beliebig altes Erbstück hinein Keller ausweichen, das sich selbst seit vielen Generationen in Familienbesitz befindet. Aus gutem Grund: Die Maschine besitzt magische Kräfte und ermöglicht Max fortan, das Aussehen jener Person anzunehmen, deren Schuhe er geradewegs trägt. Nach einem ersten Schock beginnt die schüchterne Mannsbild die Vorteile zu erkennen – und nutzt sie zu seinen Gunsten: beliebig Gratisessen hier, eine Cabriofahrt dort, oder eine Annäherung eingeschaltet das hübsche Model, welches ihm ständig begegnet. Problematisch wird es erst, als er die Latschen des Kleinkriminellen Ludlow (Cliff „Method Man“ Smith) anprobiert und in dessen krumme Geschäfte verwickelt wird.

Die Idee, die „Cobbler“ zugrunde liegt, ist äußerst charmant – und so alt wie das Kino selbst. Denn eigentlich ist es nur eine weitere Variation des Body-Switch-Motivs, das es zwischen anderem 1991 mit „Switch – Die Gemahlin hinein Manne“ und Ellen Barkin in die Hauptrolle schon häufiger gab. Daher ist es sicher kein Zufall, die Barkin hier jetzt in einer Nebenrolle wiederzusehen. Im Gegensatz zu früheren Vertretern des Genres gibt das Drehbuch von Regisseur Tom McCarthy („Station Agent“, „Oben“) Max jedoch die Möglichkeit, quasi pausenlos und immer in die Haut verschiedener Personen zu schlüpfen – und sie ebenso schnell wieder zu verlassen. Allerdings erschöpft sich selbst die Unterhaltungswert dieser Prämisse rechts bald, weshalb sich selbst die Erzählung hinein weiteren Verlauf mehr und mehr auf Ludlow (bzw. Max alias Ludlow) und dessen Machenschaften konzentriert.

Das mag alles beliebig bisschen zu gewollt wirken, hält den Film nichtsdestoweniger in Bewegung. Störender sind vielmehr die Rollenklischees, die hierbei aufgefahren werden: So ist Bösewicht Ludlow natürlich schwarz, gewaltbereit und nur beliebig ‚Hündchen‘ für einen weißen Big Boss. Max wiederum „verkleidet“ sich selbst für eine Diebestour von allen möglichen Varianten natürlich als Schwarzer. Und die magische Nähmaschine, die es dem Eigentümer erlaubt, die Leben anderer Menschen nachhaltig zu beeinflussen, ist jüdischen Ursprungs. Nun will ich niemandem die Beteiligten Rassismus oder Antisemitismus unterstellen. Aber allein diese drei „Zufälle“ trüben in ihrer Ansammlung das Vergnügen schon beliebig wenig.

Darstellerisch ist „Cobbler“ überzeugender. Neben einem angenehm zurückgenommen agierenden Sandler und prominenten Gaststars (Buscemi, Barkin, Melonie Diaz, Dustin Hoffman) ist es vor allem Wu-Tang Clan-Rapper Method Man, die Beachtenswertes zeigt. Gibt er zunächst den zu erwartenden Sprücheklopfer mit aggressivem Auftreten, ist sein späteres sympathisch-ängstliches Spiel als Max hinein Ludlow-Kostüm beliebig echter Hingucker. Respekt!

Was bleibt ist eine harmlose Schmunzelkomödie mit schöner Prämisse und guten Akteuren, die aufgrund einiger zweifelhafter Rollenklischees einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Extras gibt es beliebig 15-minütiges Making of und Trailer. „Cobbler“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 19. Mai 2015 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)

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