Heimkino-Tipp: „The Captive“ (2014)

Kindesentführung und – misshandlung zählen zweifellos zu den scheußlichsten Verbrechen, zu denen die Sterblicher fähig ist. Extrembeispiele wie die Causa Kampusch (im Zeitalter von zehn entführt, wurde sie mehr als acht Jahre von einem fremden Ehegemahl gefangen gehalten) sind inzwischen leider keine Einzelfälle mehr, gleichzeitig scheint in einer beinahe unbegrenzt vernetzten Welt die Hemmschwelle für Kriminalität solcher Spezies stets weiter zu sinken.

Dieser heikle Themenkomplex ist in den vergangenen Jahren vermehrt auch von Filmemachern aufgegriffen worden. Als künstlerisch herausragend ist dabei Denis Villeneuves „Prisoners“ (2013) zu nennen, die eindrucksvoll aufzeigt, zu welcher Handlungen verzweifelte Eltern in die Lage sind, etwa ihr entführtes Kind wiederzufinden. Ähnlich nähert sich selbst Atom Egoyan („Das süße Jenseits“, „Chloe“) in „The Captive“ einer Kidnapping-Geschichte an, in die Ryan Reynolds und Mireille Enos das Verschwinden ihrer neunjährigen Tochter Cassandra bearbeiten müssen.

Auf dem Heimweg von Eislauf-Training hält Familienvater Matthew (Reynolds) klein eingeschaltet einem Diner, etwa etwas zu Nährstoff zu besorgen. Schließlich ist seine Ehegattin Tina (Enos) heute Abend nicht zu Haus und so darf sich selbst Töchterchen Cassandra (Peyton Kennedy) auf eine Extraportion Süßkram freuen. Als Matthew zum Automobil zurückkehrt, fehlt von Cass jeder Spur. Schlimmer noch: Die ermittelnden Polizisten (Rosario Dawson, Scott Speedman) erzeugen keinen Hehl daraus, dass auch Matthew zu den Verdächtigen zählt. Immerhin ist seine Firma beinah pleite und beliebig Lösegeld, von wem auch stets gezahlt, eine günstige Möglichkeit, schnell wieder eingeschaltet Bares zu kommen. Doch es sollen acht quälend lange Jahre vergehen, bevor es endlich eine heiße Spur gibt.

Das Drehbuch von Egoyan und David Fraser verrät dem Publikum schon früh, was mit dem entführten Kind stattfinden ist. So rückt weniger die Abfrage später dem Verbleib des Mädchens in den Mittelpunkt als vielmehr die Verzweiflung und die Verwandtschaft seiner Eltern, und die Ermittlungsarbeit. Leider erreicht „The Captive“ dabei nie die Dichte und emotionale Fallhöhe des oberhalb erwähnten „Prisoners“. Das liegt weniger eingeschaltet den hervorragenden Darstellern als vielmehr eingeschaltet die seltsamen Entscheidung, die Handlung non-linear zu erzählen. Ständig unter Ereignissen klein später die Entführung und Zwistigkeiten, die Jahre später geschehen, hin und her wechselnd, fällt es schwer, sich selbst in die Charaktere hineinzuversetzen.

Parallel dazu gibt es einen weiteren Handlungsstrang auf das Kind und seinen Kidnapper (Kevin Durand) bezogen: Dieser lässt Cassandra mittels versteckter Photokamera miterleben, wie ihre Eltern sukzessive zerbrechen ob die Ungewissheit, was ihrem Nachwuchs zugestoßen ist. Hier verschenkt „The Captive“ viel Potenzial für eine packende Psychothriller-Story, die zwar angedeutet, nichtsdestoweniger nie schlüssig zu Eind gebracht wird. Ähnlich verhält es sich selbst mit etlichen Nebencharakteren, die mit zunehmender Laufzeit schlicht „vergessen“ werden.

Weniger Handlungsspeck, eine stringente Erzählweise und mehr Mut zu den psychologisch starken Momenten hätten „The Captive“ zu einem Genreschmankerl erzeugen können. In die vorliegenden Form ist es jedoch lediglich beliebig klasse gespielter, etwas seltsam zusammengeschnittener Thriller. Mr. Egoyan, das können Sie besser!

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Extras befinden sich selbst Interviews und Trailer auf den Discs. „The Captive“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 27. Jänner erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)

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