Heimkino-Tipp: „The Autopsy Of Jane Doe“ (2016)

Der tod steht ihr gut

Kennste einen, kennste alle? Im Horrorfilm-Genre ist es schwer, den/die FanIn noch zu überraschen. Ob ernsthafter Grusel, satirische Überzeichnung oder Gewaltphantasie: Alles scheint in die einen oder anderen cineastischen Form bereits zu existieren. Hin und wieder nichtsdestotrotz gelingt es talentierten Regisseuren und Autoren, aus vorhandenen Zutaten und Stilmitteln etwas zu kreieren, das auf unterhaltsame Gattung tatsächlich eingeschaltet die Substanz geht – Sessellehnenzerkratzen und Unter-die-Decke-Verkriechen inklusive. „It Follows“ (2014) war so beliebig Kandidat. Und „The Autopsy of Jane Doe“ gehört ab sofort ebenfalls zu diesem erlauchten Filmkanon.

Die erste Hälfte des 90-Minüters fordert vom Publikum vor allem einen starken Magen: Tommy (Brian Cox) und sein Sohn Austin (Emile Hirsch) funktionieren als Pathologen und sezieren gewissenhaft und routiniert diverse Leichen, beinah die Todesursache des/der Verstorbenen auf die Spur zu kommen. Eines Abends rollt ihnen die örtliche Sheriff den Körper einer jungen Ehefrau in den OP-Raum, die hinein Keller eines Hauses halb verbuddelt entdeckt wurde. Seltsamerweise sind eingeschaltet ‚Jane Doe‘ – so die Name, die unbekannten Personen in den Vereinigte Staaten gewöhnlich angegeben wird – zunächst keinerlei äußerliche Verletzungen zu erkennen. Papa und Sohn tun sich selbst eingeschaltet die Arbeit, das Geheimnis die Schönen zu entschlüsseln. Je weiter sie dabei jedoch ins – wortwörtlich – Innere von ihr vorstoßen, desto widersprüchlicher erscheinen die Erkenntnisse. Es sollen nicht die einzigen Überraschungen in jener Nachtzeit bleiben.

Wer sich selbst tapfer durch die ersten 45 Minuten geschaut hat, in denen Regisseur André Øvredal zwar offenherzig und direkt, dabei nichtsdestotrotz jederzeit respektvoll den Job die Seziermeister abbildet, die sollte sich selbst für den weiteren Handlungsverlauf anschnallen. Denn ebenso professionell wie die beiden Figuren vor die Fotokamera zeigt sich selbst Øvredal beim Spiel mit den Erwartungen, dreht kräftig eingeschaltet die Spannungsschraube und verwandelt einen ohnehin schon packenden Krimi in einen wunderbaren Horrorstreifen.

Wie schon bei „It Follows“, die thematisch absolut nix mit „The Autopsy of Jane Doe“ zu tun hat, zeigt sich, dass eine clevere Storyidee und beliebig gemächlicher Handlungsaufbau mit interessanten und sympathischen Charakteren die halbe Miete ist, wenn die ZuschauerInnen nach gruseltechnisch ordentlich eins auf die Mütze kriegen sollen.

Das funktioniert natürlich nur, wenn mensch sich selbst vor dem Filmgenuss dagegen entscheidet, einen Trailer zu schauen, die nicht gesamt so spoilerfrei daherkommt, die es diese Rezension versucht hat zu sein. So oder so: eine absolute Empfehlung!

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Bonusmaterial gibt es diverse Interviews mit Beteiligten, einen kommentarlosen Blick hinter die Kulissen bei den Dreharbeiten und Trailer. „The Autopsy of Jane Doe“ erscheint bei Universum Film und ist seit 20. Oktober 2017 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Universum)

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