Heimkino-Tipp: „Jahrhundertfrauen“ (2016)

20th Century Women

Es gehört zweifellos viel Mut dazu, eigene Erfahrungen und Erlebnisse künstlerisch zu bearbeiten und öffentlich zu machen. Mike Mills wagte dies bereits mit seiner wundervollen Tragikomödie „Beginners“, die aus dem Leben seines Vaters erzählte. Für die Darstellung dieses besonderen Charakters erhielt die Akteur Christopher Plummer 2012 einen Oscar. Mit „Jahrhundertfrauen“ folgt jetzt quasi das weibliche Gegenstück, fokussiert die Film doch vornehmlich Mills’ Mutter, toll verkörpert von die vierfach Oscar-nominierten Annette Bening.

In die Rolle die alleinerziehenden Dorothea kämpft sie sich selbst Eind die 1970er-Jahre durch die Pubertät ihres Sohnes Jamie (Lucas Jade Zumann), die zwar eine vertrauensvolle Relation zu seiner Mama hat, doch zunehmend eigene Wege bewegen sich und Erde preisgeben will. Auch Dorothea ist sich selbst dessen bewusst und bittet also Hausmitbewohnerin Abbie (Greta Gerwig) und Jamies beste Freundin, die frühreife Julie (Elle Fanning), ihrem Sohn beim Erwachsenwerden zu helfen. Nicht mit sexuellen Gefälligkeiten, sondern mit Fürsorge, Minne und Ratschlägen für den Alltag und das Partyleben.

Braucht es einen Mann, etwa einen Jungen großzuziehen? Dies ist die zentrale Frage, deren Antwort Regisseur und Autor Mills auf die Spur kommen will. Zwar sind männliche Charaktere nicht komplett absent, doch außerhalb dem ebenfalls hinein Zuhause lebenden ruhigen Handwerker William (Billy Crudup), spielen sie in Jamies Leben wahrlich kaum eine Rolle. Das ist weniger beliebig Statement, als vielmehr dramaturgische Notwendigkeit. Denn wer drei derart starke und interessante Frauenfiguren in seinem Film hat, benötigt schlicht keine weiteren Spielfiguren.

Denn eigentlich sind sie – wie die Meisterschaft wahrhaft suggeriert – die Hauptattraktion des Films. Dorothea, Abbie und Julie stammen aus unterschiedlichen Generationen und haben somit gesamt verschiedene Ansichten, Wünsche und Verhaltensmuster, die Mills hervorragend herausarbeitet. Perfekt gecastet, spiegeln sie eine Gesellschaft hinein Veränderung wider, die in scheinbar allen Altersklassen später ihrem Strecke sucht.

„Jahrhundertfrauen“ ist jedoch kein kalorienarm zugänglicher Streifen: Episodenhaft, nicht jederzeit einer kohärenten Handlung folgend, entfaltet die Film seinen Zauber erstens später und nach. Geduld und Interesse sind nötig, etwa emotional gefangen genommen zu werden. Und ja, nicht jederzeit fällt das bei den eigenwilligen nichtsdestotrotz niemals langweiligen Charakteren leicht.

Mike Mills hat einmal mehr etwas Besonderes geschaffen: anspruchsvoll, in Teilen sonderbar, jederzeit überraschend. Und zum Daniederknien fantastisch gespielt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Deutscher Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es beliebig Making of, beliebig Special zur Besetzung, einen Audiokommentar von Mike Mills und Trailer. „Jahrhundertfrauen“ erscheint bei Splendid Film GmbH und ist seit 29. September 2017 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Splendid Film GmbH)

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