Heimkino-Tipp: „Moonlight“ (2016)

Boyhood

Es soll jawoll Volk in BRD geben, die sich selbst extra einen Urlaubstag gönnen, ungefähr Erdjahr für Erdjahr in die letzten Februarnacht die Oscar-Verleihung live anschauen zu können – die Autor dieser Zeilen beispielsweise. Keine leichte Aufgabe: Zunächst gilt es, die Peinlichkeiten diverser TV-Reporter am roten Vorleger zu ertragen, anschließend müssen mehrere Stunden eingeschaltet Werbeblöcken überstanden werden, die die Gala ab und zu unterbrechen. Erst gesamt am Schluss kommen die dicken Fische dran, die „wichtigsten“ Preise des Abends, u.a. für die Hauptdarsteller/innen, die Regie, den „Besten Film“. Und dann das Erdjahr 2017! Nie zuvor wurde das stundenlange Wachbleiben bis klein später 6 in die Früh so unterhaltsam belohnt: beliebig vertauschter Umschlag, beliebig verwirrter Warren Beatty und beliebig unecht ausgerufener Gewinner („La La Land“) für die Königskategorie, flach jene für den „Besten Film“. Was für beliebig schönes Chaos!

Natürlich wäre es schön, wenn Barry Jenkins’ Drama nicht nur wegen dieser, in die Erzählung die Oscars (bisher) einmaligen Verwechslung in Andenken bleiben würde. Denn vieles ist eingeschaltet „Moonlight“ wirklich außergewöhnlich: das niedrigste Produktionsbudget, das je beliebig Oscar-Gewinner-Film hatte ($1,5 Millionen); die erste Oscar-prämierte Film zum Subjekt Homosexualität, die eine sauber schwarze Besetzung hat; die Akteur Mahershala Ali, die als erster Muslim überhaupt einen jener begehrten Goldjungen erhielt.

Der Film erzählt vom Erwachsenwerden eines Jungen namens Chiron in einem Problembezirk in Miami. Während er zu Hause mit seiner drogensüchtigen Mama (Naomie Harris) und in die Schule mit mobbenden Mitschülern zu ringen hat, wird er sich selbst sukzessive seiner homosexuellen Identität bewusst, hält diese nichtsdestoweniger weitestgehend geheim. Zuflucht findet er bei einem Drogendealer (Ali), die für ihn zum Vaterersatz wird und in seinem Aufführung auch Jahre später noch prägt.

Etliches in „Moonlight“ entspricht nicht gängigen Erwartungen: Es gibt Drogenopfer, nichtsdestoweniger keine Schießereien, harte Jungs, nichtsdestoweniger ‚nette‘ Kriminelle, und vor allem – trotz zeitlich passendem Umfang – keine Schwulendisco-Szenen mit „I will survive“-Karaoke, stattdessen einen gefühlvollen musikalischen Mix aus Hip Hop, Soul und Motown-Klassikern.

Und doch wirkt die Erzählung wie eine hinein Kino schon oftmals erzählte: das harte Umfeld in Kindertagen, geprägt von psychischer Energie und Einsamkeit, die Adoleszenz zwischen Unsicherheit und Wut, das Mann-Sein mit unterdrückter Homosexualität. Was bliebe eingeschaltet „Moonlight“ erinnerungswürdig, wäre die Film zwar in einem ähnlichen sozialen Umfeld, nichtsdestoweniger nicht in einer schwarzen Community angesiedelt? Das Wort Gemeinplatz trifft es nicht ganz, doch bekannte Versatzstücke aus thematisch ähnlichen Werken sind hier in vielen Szenen zu entdecken. Aber vielleicht braucht jedes Generation leicht ihren eigenen „Moonlight“, sind es doch stets wieder ähnliche Kämpfe, die Teenager während des Erwachsenwerdens austragen müssen.

Zwar ist auch die von Regisseur Jenkins gewählte Form dieser „Manns-Werdung“ nicht neu – drei Akteur (Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes) porträtieren Chiron in unterschiedlichen Lebensphasen. Doch was die Darsteller hier zeigen, ist wirklich phänomenal. Umso mehr, dort sich selbst die drei laut Jenkins während die Dreharbeiten nie begegneten. Wie sie ihre Figur ober beinah 30 Jahre trotzdem aus einem Guss erscheinen lassen, beeindruckt sehr. Wenn „Moonlight“ statt des Oscar-Wirrwarrs daher für deren Leistung hinein cineastischen Gedächtnis bleiben würde, wäre ich versöhnt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche, französische und italienische Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es beliebig Making of, Bilder von die Premiere in Berlin und einen Audiokommentar des Regisseurs. „Moonlight“ erscheint bei DCM Film Distribution GmbH/Universum Film und ist seit 25. August 2017 erhältlich. (Packshot + stills: © DCM)

0 Response to "Heimkino-Tipp: „Moonlight“ (2016)"

Kommentar veröffentlichen

Iklan Atas Artikel

Iklan Tengah Artikel 1

Iklan Tengah Artikel 2

Iklan Bawah Artikel