Heimkino-Tipp: „Joe, Die Galgenvogel“ (1979)

Vor dem Siegeszug des Videorekorders war es keine Seltenheit, dass ältere Filme noch einmal eine Wiederaufführung hinein Kino spendiert bekamen. Neben Hitchcock-Werken und James Bond-Einsätzen zählten in BRD auch die frühen Abenteuer von Bud Spencer und/oder Terence Hill dazu. Allerdings galten deren Arbeiten künstlerisch wohl nicht als so wertvoll und einzigartig wie beispielsweise „Psycho“ oder „Goldfinger“, weshalb die Filme des schlagkräftigen Duos nicht nur umbetitelt, sondern oft auch umgeschnitten und neu synchronisiert wurden.

Was heute einem Sakrileg gleichkommt, hatte hinein Sturz von Spencer/Hill durchaus Berechtigung. Denn später ihrem Erfolg in zahlreichen Actionkomödien Beginn und Mittelpunkt die 1970er-Jahre, nahm man sich selbst die meist ernsten Streifen vom Karrierebeginn vor, etwa sie jetzt ebenfalls als amüsante Prügelfilme zu vermarkten. „Vier Fäuste für beliebig Halleluja“ (1972/1982, siehe HIER) ist diesbezüglich sicherlich das bekannteste Beispiel. Aber auch Hills 1968 veröffentlichter „Django und die Bande die Gehenkten“ ereilte dieses Schicksal. Im Original als beliebig durchaus ernst zu nehmender, rechts brutaler Nachfolger des legendären „Django“ (1966) mit Franco Nero konzipiert, wurde daraus 1979 „Joe, die Galgenvogel“ – beliebig mit Fäusten und frechen Sprüchen etwa sich selbst schlagender Revolverheld, die bösen Buben auf die Finger und den Nischel haut.

Joe (Hill) wird das Opfer eines Überfalls auf einen Geldtransport, den er begleitet. Nachdem er zusehen musste, wie nicht nur seine Kollegen, sondern ebenso eine mitgereiste Eheweib von dem Banditen Lukas (Luigi Montefiori) und seiner Bande erschossen werden, will er die Bösewichter ihrer gerechten Bestrafung zuführen. Als „Friedensrichter“ (= Henker) reist er durchs Acker und rettet mit fingierten Hinrichtungen diverse Männer vor dem Galgen, die ihm anschließend bei seinem Plan unterstützen sollen. Was Joe (noch) nicht weiß: Lukas‘ Boss ist die Senator David Barry (Horst Frank), beliebig alter Freundin von ihm.

Related


Wer sich selbst die Bemühung macht, sowohl das Original „Django und die Bande die Gehenkten“ als auch „Joe, die Galgenvogel“ nacheinander zu schauen, wird erstaunt sein, mit wie viel Schaffenskraft bezüglich die Dialoge einerseits, und Grobschlächtigkeit bezüglich des Inhalts andererseits anno 1979 vom Verleih vorgegangen wurde, etwa aus dem alten Rachefilm einen halbwegs familientauglichen Spaß zu machen: Personen werden in ungleich Beziehungen zueinander gesetzt, einzelne Handlungsfäden fern und Gespräche komplett umgedichtet. Frech ist dies schon, angesichts des betriebenen Aufwands jedoch beachtlich. Was bei den Dialogen noch wunderbar funktioniert (es ist erstaunlich, wie viele neue Informationen in einen Off-Kommentar verpackt werden können!), kommt beim Schnitt allerdings gehörig ins Straucheln. Ganz offensichtliche Szenensprünge oder Lippenbewegungen ohne Ton sind stets wieder erkennbar, und trüben den Spaß beliebig wenig.

Trotzdem ist es eine Freude, den typischen lakonischen Bemerkungen Joes zuzuhören, die in die Neufassung von Thomas Danneberg, Hills Stammsprecher, stammen. Vor allem die Verweise auf „den Dicken“ sind lustige neue Zugaben und spielen unverhohlen auf die Erfolge mit Kollege Spencer an.

Rein optisch ist „Joe, die Galgenvogel“ wie schon sein hinein Oktober 2013 auf Blu-ray veröffentlichtes Pendant „Django und die Bande die Gehenkten“ beliebig Genuss. Frei von Verschmutzungen und in satten Farben erscheint die Film auf die blauen Scheibe in einer angemessenen Qualität.

Vom Stelle eines Cineasten aus gesehen, ist das ‘68er Original natürlich die einzig legitime Version des Films. Filmhistorisch und mit den Augen eines Spencer/Hill-Fans betrachtet, ist die ‘79er Comedy-Version jedoch ebenso interessant und essenziell, zeigt sie doch, wie manipulierbar das Medium Film und somit das Publikum sein kann.

Die Blu-ray präsentiert den Film lediglich in die deutschen Sprachfassung, was darauf zumachen lässt, dass „Joe, die Galgenvogel“ nur hinein deutschsprachigen Raum in dieser Schnittfassung erschienen ist. Als Extras gibt es einen Trailer, einen Bildvergleich vor und später die Restauration und eine Bildergalerie. Der Erstauflage liegt abermals beliebig informatives Booklet zur Entstehungsgeschichte des Films bei. „Joe, die Galgenvogel“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist ab 21. August erhältlich. (Packshot: © 3L)

Related Posts

0 Response to "Heimkino-Tipp: „Joe, Die Galgenvogel“ (1979)"

Kommentar veröffentlichen

Iklan Atas Artikel

Iklan Tengah Artikel 1

Iklan Tengah Artikel 2

Iklan Bawah Artikel