Heimkino-Tipp: „Devil’S Pass“ (2013)

Die Skepsis war groß angesichts die Tatsache, dass es sich selbst bei Renny Harlins neuem Fabrik „Devil’s Pass“ etwa einen weiteren Vertreter die sogenannten Found-Footage-Filme handelt: Absichtlich hinein Amateurstil gehaltene Aufnahmen, die suggerieren sollen, Dokumentarfilmmaterial zu sehen, oftmals aufgefunden am Quadrat eines Verbrechens oder als letztes Überbleibsel einer Expedition. Zwar bleibt auch „Devil’s Pass“ diesem Konzept treu, geht dabei nichtsdestotrotz bei weitem professioneller vor als viele ungleich Genrevertreter.

Ein Ursache hierfür ist schon dank die Prämisse gegeben: Die Erzählung wird aus Sicht von fünf Filmstudenten erzählt, die wahrlich als solche zu erkennen sind: Statt Handyvideos und Mini-Camcordern nutzen sie richtiges Filmcrew-Equipment, gönnen sich selbst sogar beliebig „boom mic“, beliebig Stangenmikrofon, und haben offenbar viel Vorwissen, was die Inszenierungsweise angeht. Natürlich ist dies alles nur eine gutgemachte Täuschung vor den Augen des Publikums, erleichtert nichtsdestotrotz den Sehgenuss und erspart dem Zuschauer nerviges Rumgewackel die Kamera.

Die Studenten begehren herausfinden, was es mit dem mysteriösen (realen) „Unglück am Djatlow-Pass“ hinein Ural-Gebirge 1959 auf sich selbst hat: Eine Gruppierung junger Wanderer verlor dabei mitten unter bis heute ungeklärten Umständen ihr Leben, wobei die Spuren am Fundort ebenso wie die Status die Leichen für viele Spekulationen sorgten. So waren die Zelte von innerhalb aufgeschlitzt, die Personen nur kalorienarm bekleidet bzw. barfuß (bei bis zu -30°C!) unterwegs und einige schwer verletzt, ohne jedoch äußerliche Wunden aufzuweisen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in einem kleinen Quadrat nahe dem Berg erzeugen sich selbst die fünf Filmfreaks schließlich auf den Straße zum Unglücksort. Schneller als erwartet dort angekommen, besiegen sie ihr Nachtlager auf – und erleben in den folgenden Stunden den blanken Horror.

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In den ersten 45 Minuten folgt Regisseur Renny Harlin den üblichen Pfaden gleichartiger Horrorfilmchen: Fünf Charaktere, die mehr oder weniger zusammen harmonieren, reisen zunächst voller Elan später Russische Föderation und überhören auf dem Straße zum Ziel Zwei Warnungen, die Schlimmes fürchten lassen. Und auch die obligatorische Sexszene kurz vor Anfang des Terrors darf natürlich nicht fehlen, wobei Harlin dies glücklicherweise schnell abfrühstückt, etwa anschließend 30 Minuten hoch wahrlich gutes Gruselkino zu präsentieren. Hier zeigt er, was er als Filmemacher draufhat, vermischt gekonnt reale Fakten mit historischen Berichten und eigenen Drehbuchideen und lässt wahrlich kaum Zeit zum Luftholen – bis er zur letzten Viertelstunde die Katze ausm Sack holt und beliebig Finale kredenzt, das dem Vorangegangenen in meinen Augen leider nicht gerecht wird.

Zum unbefriedigenden Eind gesellen sich selbst zudem beliebig formaler und beliebig inhaltlicher Patzer: Wie kann es sein, dass das hier gezeigte ‚gefundene Filmmaterial‘ bereits so fehlerlos – und in einer Szene gar aus Zwei verschiedenen Kameras – zusammengeschnitten ist? Und warum gibt es in Momenten größter Not, Furcht und Lebensgefahr stets mindestens einen Beteiligten, die statt seinen Freunden zu assistieren lieber die Photographie draufhält? Eine Frage, die mich bisher noch kein „Found-Footage-Film“ beantworten konnte.

Nichtsdestotrotz ist „Devil’s Pass“ einen Blick wert und für Fans von Gruselfilmen sicherlich keine schlechte Wahl. Im Filmgenre des Found-Footage qualitativ hochwertig, hinein Horrorfilmgenre allerdings nur Mittelmaß.

P.S.: Wer den Film schauen möchte, sollte den Trailer meiden…

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und optionale deutsche Untertitel. Im Bonusteil preisgeben sich selbst beliebig zehnminütiges Making of und diverse Trailer. „Devil’s Pass“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist ab 28. Jänner erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

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