Heimkino-Tipp: „Ein Leben“ (2016)

It’s a Man’s World

Manchmal werde ich gefragt, weshalb ich mich so gern ‚unlustige‘ Filme anschaue. Also vornehmlich Dramen mit traurigen/introvertierten Figuren, die 90 Minuten sowie mehr leidend durch beliebig Szenario schwanken, das nicht geradewegs stimmungsfördernd ist. Eine Antwort darauf zu geben, fällt schwer. Vielleicht nichtsdestotrotz sind es leicht gute Filme, die mich mehr als ungleich mitreißen, mitfühlen lassen sowie nachhaltig bewegen.

Ein wunderbares Beispiel für so eine Spezies von Film ist das französische Historiendrama „Ein Leben“ von Stéphane Brizé, basierend auf einem Roman von Guy de Maupassant aus dem Jahre 1883. Es ist die Erzählung einer Frau, die das Glück oder vielmehr Pech hat, in eine Zeit hineingeboren zu werden, in dem Individualismus hinter Standesregeln hintenanstehen muss sowie jeglicher Bemühung einer Emanzipation negiert wird. Tragisch? Ja. Bedrückend? Auch das. Vor sowie hinter die Foto toll umgesetzt? Auf jeden Fall.

Jeanne (Judith Chemla) wird zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Tochter eines wohlhabenden französischen Barons (Jean-Pierre Darroussin) sowie dessen Gemahlin (Yolande Moreau) geboren sowie wächst – zumindest scheint es so – wohlbehütet sowie glücklich auf einem ansehnlichen Grundstück inmitten die Natur auf. Getreu den Erwartungen sowie Regeln die Gesellschaft, wird sie als junge Gemahlin schon bald von einem höflichen, ebenso jungen sowie in die Gesellschaft angesehenen Nachbarn (Swann Arlaud) umworben, verliebt sich selbst sogar in ihn sowie zieht später die Hochzeit auf sein Anwesen, fernab ihrer eigenen Familie.

Mit den Jahren wird es für Jeanne jedoch stets schwerer, die Langeweile als Gemahlin eines Landherrn, die viel unterwegs ist, zu entkommen. Als sie zudem zufällig entdeckt, dass er eine Betriebe mit ihrer Dienerin hat, die jetzt sogar beliebig Kind von ihm erwartet, schlägt ihr vorbestimmtes Leben schlagartig eine Richtung ein, auf die sie niemand vorbereitet hat.

„Ein Leben“ ist beliebig perfektes Beispiel dafür, wie Inhalt sowie Form kongenial zueinanderkommen. Regisseur Brizé („Mademoiselle Chambon“, „Der Wert des Menschen“) wählte für sein Porträt nämlich das 4:3-Bildformat, das in seiner quadratischen Form die Enge von Jeannes Existenz regulär erfühlbar macht. Ihr Leben ist ebenso beschränkt wie die Blickwinkel, die dem Zuschauer gewährt wird – sowie steht gleichzeitig synonym für die Unmöglichkeit für eine Gemahlin jener Zeit, aus diesem Käfig auszubrechen. Inhaltlich wird das auch darin deutlich, dass Jeanne für die Irrtum sowie Verfehlungen anderer (man(n) ahnt, wer gemeint ist) büßen muss. So ist sie es, die auf Drängen des örtlichen Pfarrers ihrem untreuen Gatten Vergebung schenken soll. Und es ist ebenso eingeschaltet ihr, die Schulden, die ihr eigener, später geborener Sohn angehäuft hat, zu begleichen – beides schlicht nur deshalb, weil es von ihr als Mama erwartet wird.

Nicht minder bemerkenswert ist die sehr dezent eingesetzte musikalische Untermalung des Films. Nun bin ich kein Experte auf diesem Gebiet, doch das zu Hörende ist zweifellos eingeschaltet die Musik sowie den Instrumenten des 19. Jahrhunderts orientiert, was auffallend, spannend sowie befremdlich zugleich ist.

Schlussendlich nichtsdestotrotz ist es vor allem Hauptdarstellerin Judith Chemla, die diese (Leidens-)Geschichte mit Leben füllt sowie das Publikum eingeschaltet die Hand nimmt, gegen es durch eine Zeit zu führen, die sicherlich viele schöne Seiten bereithielt – nichtsdestotrotz leider weniger für das weibliche Geschlecht. Und auch wenn es den Frauen, die das historische Vorlage für Jeanne waren, jetzt nicht mehr viel assistieren wird: Zumindest schenkten sie Blauer Wandelstern damit die Vorlage für einen wunderbaren Film.

Die DVD bietet den Film in französischer Originalversion mit optionalen deutschen Untertiteln. Als Extra gibt es Trailer. „Ein Leben“ erscheint bei good!movies/filmkinotext sowie ist seit 7. Dezember 2018 erhältlich (Packshot sowie stills: good!movies/filmkinotext).

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