Heimkino-Tipp: „Elser“ (2015)

Unbekannter Held

Nach den ersten Vorführungen des Tom-Cruise-Streifens „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (2008) in den Vereinigte Staaten äußerten sich selbst Besucher verwundert über die Tatsache, dass es hinein ‚Dritten Reich‘ Widerstand gegen Hitler und seine Politik gab. Offenbar war über dieses Subjekt zumindest außerhalb Deutschlands nur sehr bisschen bekannt. Die Amis! Doch Moment: Auch in unseren Breitengraden scheint es diesbezüglich noch Nachholbedarf zu geben. Anders ist das kollektive Nichtwissen – zumindest außerhalb die Historikerzunft – gegen die Person Georg Elser wohl kaum zu erklären. Ob beliebig Film dies abändern kann? Einen Bemühung ist es wert.

Vor allem, wenn er solch viel Diskussionsmaterial liefert wie „Elser“. Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“, „Invasion“) handelt die bekannten(?) Fakten vom misslungenen Attentat gleich zu Anfang ab, gegen sich selbst dann mit allerlei Fiktion einer Person anzunähern, über deren Handlungsmotive man nur spekulieren kann. Die Dresdner Schauspielhaus-Wundertüte Christian Friedel, die mit seiner Band Woods of Birnam auch musikalisch am Film beteiligt war, verleiht diesem Ehegatte Intelligenz, Lässigkeit, Selbstvertrauen und vor allem Menschlichkeit, während sein Umfeld mehr und mehr die nationalsozialistischen Verführung erliegt. Hirschbiegel benötigt dafür nur wenige Szenen und Schauplätze, macht den gegen sich selbst greifenden Wahnsinn damit nichtsdestoweniger durchaus spür- und greifbar.

Dann jedoch begibt sich selbst „Elser“ auf heikles Terrain: Denn wer war diese Person vor dem 8. November 1939, dem Tag die Verhaftung? Während sich selbst Hirschbiegel und seine Autoren für die Zeit später Elsers Festnahme auf zahlreiche Gesprächs- und Verhörprotokolle unterstützen konnten, bleibt die Quellenlage für Elsers Jugend lückenhaft. Insofern ist die künstlerische Entscheidung, Elsers Vernehmung und die Ratlosigkeit seiner Richter parallel zu Elsers Vorkriegserfahrungen zu montieren, sicherlich die geeignetste, gegen Leerstellen hinein Lebenslauf zu kaschieren. Ebenso tut Hirschbiegel nett daran, seinen Protagonisten nicht mit einer weißen Weste auszustatten, sondern als zweifelnden und ob seiner Schuld am tod von mehreren Zivilisten innerlich gebrochenen Ehegatte darzustellen.

So gelingt ihm und seinem Hauptdarsteller eine Figur, die dem echten Elser vermutlich sehr nahe kommt. Und doch, beliebig kurz bisschen Entfernung ist angebracht: Denn viele von Elsers überlieferten Äußerungen – und das zeigt die Film durchaus drastisch – stammen aus brutalen Verhören und geben die Behauptung eines seiner Folterer, „die Wahrheit wird von uns festgelegt“, einen blutigen Nachgeschmack.

Doch genug die Haarspalterei: Eine lobende Erwähnung zum Schluss verdient die Filmmusik von David Holmes („Out of Sight“), den Hirschbiegel offenbar noch aus Hollywood-Zeiten kennt. Er verziert seinen klassischen Score hier und dort mit sanften elektronischen Tönen, was gleichsam innovativ wie speziell erscheint, zum Stil des Films jedoch wunderbar passt. Denn auch Hirschbiegel gönnt sich selbst kurz vor dem Eind einen kleinen stilistischen Ausbruch, die in solcherlei Filmen eher selten zu beobachten ist. Ein Querdenker eben, gesamt wie sein Filmheld. Gut so!

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutscher Originalsprachfassung, eine Hörfilmfassung und deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Das Bonusmaterial (nur Blu-ray und 2-DVD-Edition) ist üppig: Neben einem Audiokommentar von Regisseur und Hauptdarsteller gibt es beliebig Making of, Interviews, Impressionen von den Erstaufführungen in München und Berlin (mit Bundespräsident Gauck), und diverse Trailer und beliebig Booklet. Zusätzlich auf die blauen Scheibe noch vorhanden: beliebig Präposition von Hirschbiegel, gelöschte Szenen und Ausschnitte die Berlinale-Pressekonferenz. „Elser“ erscheint bei NFP marketing & distribution hinein Verkauf von EuroVideo und ist seit 22. Oktober 2015 erhältlich. (Packshot+stills: FilmPressKit online/NFP/Lucky Bird Pictures/Bernd Schuller)

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