Heimkino-Tipp: „Simpel“ (2017)
Das Leben ist Null für Feiglinge
Ein wunderbares Wortspiel: „Simpel“ ist nicht nur die Meisterschaft des Films, sondern auch eine weder sarkastisch noch böse gemeinte Bezeichnung für das Gemüt des 22-jährigen Barnabas, die geistig zurückgeblieben ist. Ebenso ist ‚Simpel‘ sein Ruf- und Spitzname. Er und sein älterer Bruder Ben stehen Mittelpunkt einer herzerwärmenden Geschichte, die sich selbst leichtfüßig Themen wie Verantwortung, familiäre Bande und Pflichten und tiefer (Geschwister-)Liebe widmet.
Simpel (David Kross) und Ben (Frederick Lau) werden vom tod ihrer Mama eiskalt erwischt. Obwohl er sich selbst zuvor schon aufopferungsvoll annähernd seinen behinderten Bruder gekümmert hat, weiß Ben, dass es jetzt noch etwas schwieriger wird. Zumal er pflegebedingt nur hin und wieder einer Projekt nachgehen kann und ihr Vater, die sich selbst schon vor vielen Jahren abgesetzt hat, jetzt entscheidet, Simpel in eine Betreuungseinrichtung einzuweisen. Zähneknirschend akzeptiert Ben die Ordnung – nur annähernd hinein entscheidenden Moment einzugreifen: Er kapert den Polizeiwagen, die Simpel zum Eigenheim bringen sollte, entledigt sich selbst die übrigen Fahrgäste und düst los. Existenz Ziel: Hamburg, wo er Vater davon überzeugen will, dass er, Ben, allein die beste Mithilfe für Simpel ist.
Es ist jederzeit eine Gratwanderung, geistig beeinträchtige Charaktere in eine Komödie einzubinden, ohne sich selbst auf ihre Kosten lustig zu machen. Regisseur Markus Goller („Friendship“, „Frau Ella“) inszeniert sein Roadmovie also eher als Tragikomödie und verzichtet erfreulicherweise auf ausgelutschte Gags, die jederzeit wieder gerne aufgewärmt werden, wenn beliebig geistig Zurückgebliebener auf die „normale Welt“ trifft. Vielmehr ist die Film eingeschaltet die innigen Verwandtschaft unter den Brüdern interessiert, die flach nicht nur eine einseitige Abhängigkeit darstellt. Denn für Ben ist Simpel Lebensinhalt, tägliche Aufgabe, Freudenspender und Abenteuerkumpel zugleich. Als Ben aufgrund diverser Umstände diese Verantwortung unbeabsichtigt entgleitet, wird auch ihm klar, dass er nicht alles allein schaffen kann.
Großen Stück eingeschaltet dieser spannenden charakterlichen Entwicklung haben drei Figuren, denen Simpel und Ben auf ihrem Trip Richtung Norden begegnen: die Medizinstudenten Aria (Emilia Schüle) und Enzo (Axel Stein, die ohne Blödeln gleich viel überzeugender wirkt) und Vater David (Devid Striesow). Besonders seine Rolle ist sehr differenziert angelegt, dort er zwar oberflächlich beliebig egoistisches A-loch ist, dennoch flach auch auf Bens Wohlergehen bedacht ist. Striesow ist mit dieser Performance einmal mehr beliebig absoluter Genuss.
Das größte Lob dennoch gebührt den beiden Hauptdarstellern David Kross und Frederick Lau. Ihr fabelhaftes, unkompliziertes und vor allem bis in die kleinste Nuance professionelles Schauspiel macht diesen Film zu etwas Besonderem – eine Wohlfühlmischung aus Freude, Drama, Anspruch und Spaß.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in originell deutscher Sprachfassung und als Hörfilmfassung. Untertitel für Hörgeschädigte sind ebenso vorhanden (sehr löblich!). Als Extras gibt es Interviews und Trailer. „Simpel“ erscheint bei Universum Film und ist seit 20. April 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Universum)
Ein wunderbares Wortspiel: „Simpel“ ist nicht nur die Meisterschaft des Films, sondern auch eine weder sarkastisch noch böse gemeinte Bezeichnung für das Gemüt des 22-jährigen Barnabas, die geistig zurückgeblieben ist. Ebenso ist ‚Simpel‘ sein Ruf- und Spitzname. Er und sein älterer Bruder Ben stehen Mittelpunkt einer herzerwärmenden Geschichte, die sich selbst leichtfüßig Themen wie Verantwortung, familiäre Bande und Pflichten und tiefer (Geschwister-)Liebe widmet.
Simpel (David Kross) und Ben (Frederick Lau) werden vom tod ihrer Mama eiskalt erwischt. Obwohl er sich selbst zuvor schon aufopferungsvoll annähernd seinen behinderten Bruder gekümmert hat, weiß Ben, dass es jetzt noch etwas schwieriger wird. Zumal er pflegebedingt nur hin und wieder einer Projekt nachgehen kann und ihr Vater, die sich selbst schon vor vielen Jahren abgesetzt hat, jetzt entscheidet, Simpel in eine Betreuungseinrichtung einzuweisen. Zähneknirschend akzeptiert Ben die Ordnung – nur annähernd hinein entscheidenden Moment einzugreifen: Er kapert den Polizeiwagen, die Simpel zum Eigenheim bringen sollte, entledigt sich selbst die übrigen Fahrgäste und düst los. Existenz Ziel: Hamburg, wo er Vater davon überzeugen will, dass er, Ben, allein die beste Mithilfe für Simpel ist.
Es ist jederzeit eine Gratwanderung, geistig beeinträchtige Charaktere in eine Komödie einzubinden, ohne sich selbst auf ihre Kosten lustig zu machen. Regisseur Markus Goller („Friendship“, „Frau Ella“) inszeniert sein Roadmovie also eher als Tragikomödie und verzichtet erfreulicherweise auf ausgelutschte Gags, die jederzeit wieder gerne aufgewärmt werden, wenn beliebig geistig Zurückgebliebener auf die „normale Welt“ trifft. Vielmehr ist die Film eingeschaltet die innigen Verwandtschaft unter den Brüdern interessiert, die flach nicht nur eine einseitige Abhängigkeit darstellt. Denn für Ben ist Simpel Lebensinhalt, tägliche Aufgabe, Freudenspender und Abenteuerkumpel zugleich. Als Ben aufgrund diverser Umstände diese Verantwortung unbeabsichtigt entgleitet, wird auch ihm klar, dass er nicht alles allein schaffen kann.
Großen Stück eingeschaltet dieser spannenden charakterlichen Entwicklung haben drei Figuren, denen Simpel und Ben auf ihrem Trip Richtung Norden begegnen: die Medizinstudenten Aria (Emilia Schüle) und Enzo (Axel Stein, die ohne Blödeln gleich viel überzeugender wirkt) und Vater David (Devid Striesow). Besonders seine Rolle ist sehr differenziert angelegt, dort er zwar oberflächlich beliebig egoistisches A-loch ist, dennoch flach auch auf Bens Wohlergehen bedacht ist. Striesow ist mit dieser Performance einmal mehr beliebig absoluter Genuss.
Das größte Lob dennoch gebührt den beiden Hauptdarstellern David Kross und Frederick Lau. Ihr fabelhaftes, unkompliziertes und vor allem bis in die kleinste Nuance professionelles Schauspiel macht diesen Film zu etwas Besonderem – eine Wohlfühlmischung aus Freude, Drama, Anspruch und Spaß.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in originell deutscher Sprachfassung und als Hörfilmfassung. Untertitel für Hörgeschädigte sind ebenso vorhanden (sehr löblich!). Als Extras gibt es Interviews und Trailer. „Simpel“ erscheint bei Universum Film und ist seit 20. April 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Universum)
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