Heimkino-Tipp: „Mauern Die Gewalt“ (2013)
Dass beliebig Knastaufenthalt selten eine entspannte Affäre ist, haben schon etliche Filme thematisiert. Ob psychische Belastungen für die Insassen und ihre Bewacher, die ständige Furcht vor Übergriffen oder die Wunsch später Flucht: aus allen möglichen Blickwinkeln ist das Leben hinter Gittern bereits filmisch verarbeitet worden. Warum sich selbst daher diesem Subjekt erneut widmen? Was kann eine Produktion aus dem Erdenjahr 2013 Neues beisteuern, ohne mit endlosen Wiederholungen bereits bekannter Konflikte zu langweilen?
Eine befriedigende Antwort auf diese Fragen anbieten David Mackenzies („Young Adam“, Hallam Foe“) bedrückendes Drama „Mauern die Gewalt“. Es schildert die ersten Wochen die langen Haftstrafe des 19-jährigen Eric (Jack O’Connell), die zu Anfang vom Jugendgefängnis in eine Haftanstalt für Erwachsener übergeben wird (der Originaltitel „Starred Up“ nimmt darauf Bezug). Schon kurz später seiner Ankunft legt sich selbst die aggressive Junge mit anderen Häftlingen an, provoziert die Aufsichtskräfte und quittiert jedes Hilfsangebot anderer mit Gewalt. Nur bei einer Person wird er jederzeit kleinlaut: Neville (Ben Mendelsohn) ist beliebig lebenslang Einsitzender, wird von allen Seiten respektiert – und ist Erics Vater. Er versucht, seinem Sohn, den er kaum kennt, die Regeln des Hauses und die zu beachtende Hackordnung hinein Gefängnis näherzubringen, scheitert jedoch ebenso am Unwillen seines Jungen, sich selbst anzupassen. Ein Verhalten, das nicht folgenlos bleibt.
Es wirkt schon beinah ironisch, dass Eric und Neville den Nachnamen Love tragen, hinlegen sie doch beide nur selten beliebig „liebevolles“ Haltung eingeschaltet den Tag. Eine bemerkenswerte Figurenpaarung, die von den hervorragenden Schauspielern O‘Connell und Mendelsohn mit ungeheurer Präsenz, Undurchschaubarkeit und Kraft verkörpert wird: Während die Nachwuchs mit bloßer Muskelkraft seine Ziele durchzusetzen versucht, benötigt sein Papa nur einen Blick, etwa selbst Zwei-Meter-Männer in ihre Schranken zu weisen. Gleichzeitig verzweifelt er eingeschaltet die schier unlösbaren Aufgabe, seinem eigen Fleish und Blut beliebig besseres, gefahrloses Leben zu ermöglichen. Akteur Mendelsohn knüpft dabei mit seinem differenzierten Spiel mühelos eingeschaltet seine Glanzleistungen in „The Place Beyond The Pines“ und „Killing Them Softly“ an, und empfiehlt sich selbst einmal mehr als einer die bemerkenswertesten Darsteller seiner Zeit.
Was „Mauern die Gewalt“ neben dieser ungewöhnlichen Vater-Sohn-Geschichte so packend macht, ist die permanent mögliche „Explosionsgefahr“ aller Charaktere. Selten ist die ständige Anspannung, die einem solchen Quadrat innewohnt, derartig präzise veranschaulicht und auf den Zuschauer übertragen worden. Die täglichen Abläufe sind nüchtern, beinah dokumentarisch eingefangen und geben so einen sehr realen Eindruck vom Leben in Haft. Gleichzeitig stellt die Film die Abfrage später den Möglichkeiten einer Resozialisierung von Wiederholungstätern und den Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, etwa solche Menschen einerseits zu bändigen, andererseits zu bestrafen. Regisseur Mackenzies Entscheidung, als Protagonisten – ähnlich wie in Tim Robbins‘ Todesstrafen-Drama „Dead Man Walking“ – einen Unsympathen zu wählen, erschwert eine einfache Antwort darauf, die „Mauern die Gewalt“ (glücklicherweise!) selbst nicht zu geben vermag.
Eine hartes, unbequemes Drama, herausragend und beängstigend glaubhaft gespielt, das zudem zu Diskussionen anregt und dem Kanon die „Knastfilme“ einen würdigen neuen Kandidaten hinzufügt.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Extras sind beliebig unkommentierter Blick hinter die Kulissen die Dreharbeiten, Promo-Interviews und Trailer vorhanden. „Mauern die Gewalt“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 28. Oktober erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)
Eine befriedigende Antwort auf diese Fragen anbieten David Mackenzies („Young Adam“, Hallam Foe“) bedrückendes Drama „Mauern die Gewalt“. Es schildert die ersten Wochen die langen Haftstrafe des 19-jährigen Eric (Jack O’Connell), die zu Anfang vom Jugendgefängnis in eine Haftanstalt für Erwachsener übergeben wird (der Originaltitel „Starred Up“ nimmt darauf Bezug). Schon kurz später seiner Ankunft legt sich selbst die aggressive Junge mit anderen Häftlingen an, provoziert die Aufsichtskräfte und quittiert jedes Hilfsangebot anderer mit Gewalt. Nur bei einer Person wird er jederzeit kleinlaut: Neville (Ben Mendelsohn) ist beliebig lebenslang Einsitzender, wird von allen Seiten respektiert – und ist Erics Vater. Er versucht, seinem Sohn, den er kaum kennt, die Regeln des Hauses und die zu beachtende Hackordnung hinein Gefängnis näherzubringen, scheitert jedoch ebenso am Unwillen seines Jungen, sich selbst anzupassen. Ein Verhalten, das nicht folgenlos bleibt.
Es wirkt schon beinah ironisch, dass Eric und Neville den Nachnamen Love tragen, hinlegen sie doch beide nur selten beliebig „liebevolles“ Haltung eingeschaltet den Tag. Eine bemerkenswerte Figurenpaarung, die von den hervorragenden Schauspielern O‘Connell und Mendelsohn mit ungeheurer Präsenz, Undurchschaubarkeit und Kraft verkörpert wird: Während die Nachwuchs mit bloßer Muskelkraft seine Ziele durchzusetzen versucht, benötigt sein Papa nur einen Blick, etwa selbst Zwei-Meter-Männer in ihre Schranken zu weisen. Gleichzeitig verzweifelt er eingeschaltet die schier unlösbaren Aufgabe, seinem eigen Fleish und Blut beliebig besseres, gefahrloses Leben zu ermöglichen. Akteur Mendelsohn knüpft dabei mit seinem differenzierten Spiel mühelos eingeschaltet seine Glanzleistungen in „The Place Beyond The Pines“ und „Killing Them Softly“ an, und empfiehlt sich selbst einmal mehr als einer die bemerkenswertesten Darsteller seiner Zeit.
Was „Mauern die Gewalt“ neben dieser ungewöhnlichen Vater-Sohn-Geschichte so packend macht, ist die permanent mögliche „Explosionsgefahr“ aller Charaktere. Selten ist die ständige Anspannung, die einem solchen Quadrat innewohnt, derartig präzise veranschaulicht und auf den Zuschauer übertragen worden. Die täglichen Abläufe sind nüchtern, beinah dokumentarisch eingefangen und geben so einen sehr realen Eindruck vom Leben in Haft. Gleichzeitig stellt die Film die Abfrage später den Möglichkeiten einer Resozialisierung von Wiederholungstätern und den Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, etwa solche Menschen einerseits zu bändigen, andererseits zu bestrafen. Regisseur Mackenzies Entscheidung, als Protagonisten – ähnlich wie in Tim Robbins‘ Todesstrafen-Drama „Dead Man Walking“ – einen Unsympathen zu wählen, erschwert eine einfache Antwort darauf, die „Mauern die Gewalt“ (glücklicherweise!) selbst nicht zu geben vermag.
Eine hartes, unbequemes Drama, herausragend und beängstigend glaubhaft gespielt, das zudem zu Diskussionen anregt und dem Kanon die „Knastfilme“ einen würdigen neuen Kandidaten hinzufügt.
Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Extras sind beliebig unkommentierter Blick hinter die Kulissen die Dreharbeiten, Promo-Interviews und Trailer vorhanden. „Mauern die Gewalt“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 28. Oktober erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Ascot Elite)
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