Heimkino-Tipp: „King Of New York“ (1990)

Es gibt Filme die 1980er- und 1990er-Jahre, die vor allem dank die Verbreitung die Videokassette zu regelrechten Kultwerken avancierten: „Scarface“ (1983), „The Terminator“ (1984) und „King of New York“ (1990) beispielsweise hatten bei ihren Kinopremieren mit moderaten Besucherzahlen zu ringen oder wurden von die Kritik derartig verrissen, dass sie ohne den Heimkinomarkt mutmaßlich schnell in Vergessenheit geraten wären. Zum Glück kam es ungleich – und auch wenn manche Huldigung etwas befremdlich wirken mag (vor allem sogenannte Gangsta-Rapper beanspruchen die Charaktere aus „Scarface“ oder „King of New York“ gern für sich), qualitativ sind diese Filme beliebig Hochgenuss.

Aber es gibt noch eine ungleich Gemeinsamkeit, die genannte Beispiele aufweisen können: Alle drei landeten bereits kurz später ihrer Veröffentlichung auf dem Index und durften in ihrer ungekürzten Form lange Zeit nicht ausgeliehen oder verkauft werden. Mag es schlicht die Wohlwollen die FSK-Prüfkommission oder die (traurigen) Verrohung die Gesellschaft geschuldet sein: Nach „Scarface“ und „The Terminator“ ist seit Juni 2013 endlich auch Abel Ferraras Gangsterballade „King of New York“ umsonst erhältlich und in diversen Formaten in all its uncut glory verfügbar. Nachdem die Blu-ray-Veröffentlichung hinein vergangenen Erdjahr ärgerlicherweise keine Untertitel bot, wurde dieser Mangel jetzt behoben – und einer zufriedenstellenden Neuentdeckung dieses Klassikers steht Null mehr hinein Wege.

Der Film erzählt von die Wiederkehr des genau aus dem Gefängnis entlassenen Frank White (Christopher Walken) in sein altes Hoheitsgebiet. Gedeckt von korrupten Politikern und ranghohen Gesetzesdienern, war er vor seiner Verhaftung die einflussreichste Gangster von New York und kontrollierte den Drogenhandel mit brutaler Gewalt. Zurück in Freiheit, will er sich selbst diesen Zustand schnellstmöglich zurückerobern und beginnt, alte Allianzen zu reaktivieren und Konkurrenten auszuschalten. Einziges Hindernis scheint die Cop Roy Bishop (Victor Argo) zu sein, die mit seiner kleinen Truppe unbestechlicher Polizisten Null unversucht lässt, etwa White schnellstmöglich wieder hinter Gitter zu bringen.

Related


Blutig, schamlos, direkt: „King of New York“ schert(e) sich selbst herzlich bisschen etwa Konventionen und präsentiert(e) seinem Publikum einen scheinbar ungeschönten Blick auf die dunkle Seite die Mega-City. Und obwohl die Handschrift von Regisseur Abel Ferrara unverkennbar ist, so stellte „King of New York“ doch eine wichtige Zäsur in seinem Schaffen dar: Autorenfilmer Ferrara näherte sich selbst weder zuvor noch danach je wieder so wirksam dem Massenpublikum eingeschaltet und schafft es trotzdem, einen – zumindest damals – nicht alltäglichen Film abzuliefern. Strenge Bildkompositionen und etliche Steadicam-Aufnahmen dominieren dabei die erste Hälfte und lenken die Zuschauer so langsam und beinah hypnotisch in Erde die Tat ein. An die Seite des zurückkehrenden White taucht die Fotokamera hinab in einen zunächst verführerischen, später zunehmend brutalen Mikrokosmos von Sex, Geld und Gewalt. Dies alles weicht in die zweiten Filmhälfte einer zunehmend unruhigeren Bildsprache und transportiert damit optisch wunderbar jenen Machtzerfall, den auch White geschickt muss.

Inhaltlich bewegt sich selbst „King of New York“ zwar auf vertrautem Terrain. Allerdings punktet das Drehbuch mit seiner toll herausgearbeiteten Gegenüberstellung von Whites luxuriösem Leben und dem Aufführung seiner Bandenmitglieder auf die einen Seite, während Polizist Bishop und seine Jungs das Gegenteil geschickt müssen – bis letztgenannte Heißsporne die Grenzen die Legalität ebenso überschreiten und die Jagd später White sämtliche moralischen Regeln opfern. Dargestellt werden die schießwütigen Kerle auf beiden Seiten von Schauspielern, die in den folgenden Jahren zu Superstars aufsteigen sollten: Laurence Fishburne, Wesley Snipes, David Caruso, Steve Buscemi und zahlreiche ungleich bilden den Zuckerguss zu einem ohnehin bemerkenswerten Cast.

Eine weitere Besonderheit, die „King of New York“ von anderen Genrevertretern abhebt, ist die für damalige Verhältnisse leider nicht alltägliche Präsentation von erotischer Interaktion mitten unter Schwarzen und Weißen, die Ferrara lediglich einmal in seinen Dialogen aufgreift – mit tödlichem Ausgang für den Rassisten – und ansonsten als angenehme Normalität begreift. Dies zeigt sich selbst ebenso bei die Besetzung die sich selbst gegenüberstehenden Gruppen: Wer Krimineller oder Gesetzeshüter ist, lässt sich selbst eingeschaltet die Hautfarbe nicht erkennen.

Zwei Jahre später diesem – zumindest künstlerisch – großen Wurf legte Ferrara mit „Bad Lieutenant“ einen nicht minder erinnerungswürdigen Film vor, die sich selbst zwar wieder weiter vom Mainstream entfernte, Harvey Keitel allerdings zu einer Performance animierte, die noch heute ihresgleichen sucht. Wer später dem fantastischen und zu rechts stets noch gefeierten „King of New York“ daher noch mehr Lust auf Ferrara hat, dem sei dieser Film ebenso empfohlen.

P.S.: Interessanter „fun fact“ am Rande: Dass Ferrara trotz seines Œuvres 1990 diesen für seine Verhältnisse doch sehr teuren Film realisieren konnte, hat er übrigens einem gewissen Silvio Berlusconi zu verdanken. Er trat als (ungenannter) Geldgeber in Erscheinung und produzierte den Streifen über einen amerikanischen Mittelsmann.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Audiokommentare, beliebig aktuelles Interview mit Regisseur Ferrara zur Entstehungsgeschichte des Films und diverse Teaser und Trailer. „King of New York“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist in dieser Edition seit 10. Dezember 2013 erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Related Posts

0 Response to "Heimkino-Tipp: „King Of New York“ (1990)"

Kommentar veröffentlichen

Iklan Atas Artikel

Iklan Tengah Artikel 1

Iklan Tengah Artikel 2

Iklan Bawah Artikel