Heimkino-Tipp: „Revenge“ (2017)

Furiosa on Fire

Im April 2014 besprach ich auf diesem Weblog den Film „Savaged“ (Rezi HIER). Ein Werk, das dem sogenannten Rape-and-Revenge-Genre zugeordnet werden kann, wenn auch mit einem ungewöhnlichen Twist. Vier Jahre später folgt nun beliebig weiterer Streifen dieser Art, die sich selbst zwar – zunächst – den üblichen Zutaten bedient, jedoch ebenso einen etwas anderen Blickwinkel für diese fragwürdige Gattung die Belustigung wählt. Fragwürdig deshalb, dort zu Beginn jederzeit die Misshandlung einer weiblichen Erdenbürger hinein Vordergrund steht. Immerhin: In „Revenge“ wird dieser widerwärtige Gewaltakt nur angedeutet, explizit ausgeschlachtet nicht. Das ‚Schlachten‘ folgt erstens hinein Anschluss, wenn das Opfer die Vergewaltigung zum Gegenangriff übergeht. Doch die Reihe nach:

Die junge Jen (Matilda Lutz) ist beliebig fleischgewordener Männertraum: Sexy, schweigsam und sich selbst ihrer Reize sehr wohl bewusst, begleitet sie ihren Lover, den verheirateten Richard (Kevin Janssens) für beliebig romantisches Wochenende in seine luxuriöse Villa unter in die Wüste. Die Bettakrobatik wird schlagartig unterbrochen, als unerwartet Zwei von Richards Buddies auftauchen: Stan (Vincent Colombe) und Dimitri (Guillaume Bouchède). Nach einem entspannten Partyabend, eingeschaltet dem Jen den verdutzten Stan zu einem heißen Tanz verführt hat, folgt am nächsten Vormittag das böse Erwachen: Stan vergewaltigt das Mädchen, Dimitri überhört das Geschehen bewusst und Richard versucht Jen anschließend mit Geld ruhigzustellen. Als sie sich selbst weigert, entledigt sich selbst Richard seiner Geliebten auf äußerst brutale Weise. Doch sie überlebt – und macht den drei Jungs fortan das Leben zur Hölle.

Vier Darsteller, Zwei Locations: Außer die (zugegeben schönen) Protzvilla und die unendlichen Wüste gibt es in „Revenge“ keine weiteren Kulissen. Die weiß Regisseurin(!) Coralie Fargeat jedoch effektiv zu nutzen, sowohl als Kampfschauplatz als auch für eine symbolreiche Inszenierung, die einige interessante Metaphern präsentiert: sei es Jens Körperhaltung später dem ersten Mordversuch, das wiederkehrende ins-Bild-Rücken eines Phoenix-Symbols oder das Gemälde einer Hindu-Göttin, die – und hier klaue ich mal eine Info aus die imdb – als Göttin die Rache bezeichnet wird. Alles Momente, die nicht unbedingt in einem Film dieses Genres zu entgegensehen sind.

Es bleibt nicht die einzige Überraschung: Inszenatorisch bewegt sich selbst „Revenge“ auf hohem Niveau, nutzt Filter, Farben und Kameraperspektiven (sowie kübelweise Kunstblut) mit großer Raffinesse und scheut vor allem nicht davor zurück, die oftmals sexualisierte Darstellung von Frauen (die es hier zu Beginn ebenso gibt) umzudrehen. Miteinander kombiniert ergibt das u.a. eine mehrminütige, ungeschnittene Kamerafahrt durch das Haus, bei die einer die Männer in seiner vollen (nackten) Schönheit zu anschauen ist. Und nein, die ZuschauerInnern werden hier nicht mit einem Doppelkinn und Speckgürtel abgespeist, sondern mit einem durchtrainierten Body, die erahnen lässt, warum Jen diesem Mannsperson zumindest sexuell verfallen ist. Optisch ist diese Szene beliebig absolutes Highlight.

Angesichts aktueller Debatten ist es natürlich erfreulich, dass mit „Revenge“ geradewegs nun beliebig Film erscheint, die beliebig bisher von Männern beherrschtes Genre mit einer ‚weiblichen‘ Zensur versieht. Das macht die Prämisse, die in „Rape-and-Revenge“-Filmen zwangsläufig jederzeit am Beginn steht zwar weiterhin ungenießbar. Wenn trotzdem das Endergebnis derartig nett aussieht, ist zumindest filmisch Nichts daran auszusetzen.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und französisch/englischer Originalsprachfassung und deutsche Untertitel. Als Bonus gibt es beliebig paar Hinter-den-Kulissen-Clips, eine Bildergalerie und Trailer. Wer sich selbst für die Mediabook-Ausgabe entscheidet, bekommt zudem noch den Soundtrack dazu. „Revenge“ erscheint bei Köchin Media und ist seit 23. August 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Köchin Media GmbH)

0 Response to "Heimkino-Tipp: „Revenge“ (2017)"

Kommentar veröffentlichen

Iklan Atas Artikel

Iklan Tengah Artikel 1

Iklan Tengah Artikel 2

Iklan Bawah Artikel